A dream come True

Ich bin Trainer und Autor. Eine meiner ‘Herzensangelegenheiten ist meine Notizbuchstrategie. Immer wieder erzähle ich in meinen Seminaren, wie man Wunsch und Wirklichkeit unter einen Hut bringt. Unzählige male habe ich Menschen in Trainings und Coachings mit Inspirationen zur Seite gestanden ihren Weg zu finden. Aber der Schuster hat ja bekanntlicherweise die schlechtesten Schuhe. Ich stellte mir also die Frage – mittlerweile bin ich ja auch nicht mehr der jüngste: Was ist eigentlich mein tiefster Wunsch? Wo willt ich hin? Was ist mein Traum? … – Ratlosigkeit machte sich breit. Also nahm ich mein eigenes Buch zur Hand und begann den Selbstversuch: Ich wendete die Notizbuchstrategie an mir selbst an und war bereit für den Spurwechsel …

Natürlich hat es sich angekündigt und nicht erst seit gestern. Ja, seit Monaten oder sind es doch schon Jahre … schlummert der heimliche Traum tief in einem drin. Wie viel Energie verbrauchte man, um eben diesen heimlichen Traum nicht hochkommen zu lassen. Erst gar nicht darüber nachdenken. Und was, wenn er dann doch mal vor dem geistigen Auge erscheint? Nur weg damit, nein, das ist dummes Zeug, das passt nicht in die Zeit. Außerdem, was sollen die Leute über einen denken und überhaupt, wie soll man davon leben können! Nein, der heimliche Traum oder die große Sehnsucht dürfen nicht zu Ende gedacht werden. Es könnte ja sonst noch passieren, dass man das auch noch in die Tat umsetzt – nur das nicht! So oder so ähnlich liest es sich in den Notizen eines Autors, der sich aufmachte das ganz große Ziel zu wagen.

Alles so leicht?

Das ganz große Ziel – wer hat es nicht und doch muss man auch die Frage stellen: Warum ist das Streben danach so schwierig? Vielleicht liegt es an der „Alles ist leicht“- und „Du-musst-es-nur-wollen“-Kultur. Aber wie fühlt es sich an, wenn etwas leicht ist und du es nicht schaffst – wer bist du dann? Genau, ein Versager. Einer, dem das Einfachste nicht gelingt und der einfachste Anweisungen nicht befolgen kann. Nichts einfacher als das zu umgehen und so wähle man sich Ziele aus, die auch leicht erreicht werden können: Man will doch dazugehören, zu den Besten, den Gewinnern und den Ersten. Aber wann ist man das? Doch zack, die nächste Falle schlägt zu, denn der Maßstab wechselt so schnell, dass die meisten Menschen selten die Chance haben, ein gewähltes Ziel zu erreichen. Was bleibt ist der Glaube daran, dass man es geschafft hat oder es demnächst schaffen wird. Die permanent wechselnden Trends lassen dem Urwunsch oft keine Luft zum Atmen, denn in der Eile fehlt einem dazu die Zeit. Man will (muss?) doch in jedem, also auch dem neuesten Trend, wieder mal der Erste und natürlich auch der Beste sein.

Wie muss sich da ein Autor vorkommen, der auch darüber spricht, was die Dinge so schwierig macht und dass die von ihm angebotene Strategie auch noch so hausbackene, gar nicht zeitgemäß anmutende Dinge wie Werteorientierung, Disziplin, Kreativität, Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit, Eigeninitiative, Selbstbestimmung, Beherztheit, Mut und so etwas Gewöhnliches wie ein Notizbuch und das Schreiben zum Inhalt hat. Ist so etwas in der Zeit der Positiv-Denker, Gewinner und Eliten sowie den iPods und Laptops noch zeitgemäß?

Natürlich ahnen Sie, liebe Leser, dass dies meine Geschichte ist und Sie haben auch ein Recht darauf zu erfahren, warum ich das so veröffentliche. Lesen Sie zu Ende und Sie erfahren wie mein Selbstversuch ausgeht.

Spurwechsel 1. Teil

Bei Themen wie Bewältigung von Problemen, Entwickeln von neuen Ideen und vor allem der Selbstbetrachtung habe ich bereits sehr viel Erfahrungen gesammelt, wende ich doch meine NOTIZBUCH-STRATEGIE privat und als Trainer schon seit vielen Jahren an. Doch an meinen eigenen größten Traum habe ich mich selbst noch nicht gewagt und das sollte sich jetzt ändern.

Meine ersten Fragen lauteten: Wer bist Du? Was ist dein Lebenswunsch? Was weckt deine von Herzen kommende Leidenschaft? Welche Werte sollen deine Entscheidungsgrundlage bilden?

Die Notizen häuften sich, manche mussten eliminiert werden, andere hatten nicht das ausgedrückt, was sie hätten ausdrücken sollen, wiederum andere klangen zwar schön, waren aber gar nicht umsetzbar, weil mal die Fähigkeiten und mal die Möglichkeiten nicht vorhanden waren. Das ganze Notizbuch war voll mit Irrtümern und Ideen, die nicht zu mir passten: Alle Notizbücher? – Nein! Einige unbeugsame Gedanken ließen sich nicht wegreden und leisteten heftigen Widerstand gegen alles Aufgeben. Waren auch manche Ausreden wirklich gut, sie waren aber eben nicht gut genug. 

Je mehr Notizen hinzugefügt wurden, umso ehrlicher wurde ich mit mir selbst. Das war eine ganz wichtige Erfahrung, denn hier bemerkte ich, wie sehr ich in manchen Dingen ferngesteuert war. Auch ich wollte der Beste, Erfolgreichste  sein … – das waren die ersten Plattitüden, die ich eliminierte. Dadurch legte ich immer mehr Scheu ab und es dauerte nicht lange und ich wusste, was jetzt geschah, würde mein Leben wirklich verändern.

Auszug aus meinem Notizbuch: […] „Es hilft alles nichts, der Spurwechsel kommt auf mich zu, wie diese romantisch anmutenden alten Dampfloks. Stetig und gleichmäßig laufen die Räder im Takt und die Geräusche des Dampfkessels lassen ahnen, wie viel Kraft hinter dieser alten Technik noch steckt. Jetzt bin ich aufgestiegen auf diese Lok – sie heißt übrigens „Lebenstraum“ und steht für die Verwirklichung meines eigenen Traums. Ja, ich habe den Bahnhof verlassen und begebe mich auf eine ganz neue Reise. Aber der Reihe nach. Vor einigen Jahren habe ich eine weniger schöne Lebenserfahrung machen müssen, so eine vom Kaliber: „So geht es nicht weiter“! War das nun ein Fluch, festzustellen, dass ich Fehler gemacht habe und dass ich mich geirrt hatte? Oder ist es ein Segen, also aus der heutigen Sicht?  […]

Spurwechsel – 2. Teil

So begann ich mich damit auseinanderzusetzen und natürlich begleitete ich das mit unzähligen Notizen. Also gut, da waren sie nun die Notizen. Es wurde Zeit diese zu sortieren und zwar nach meinem Rezept – in vier Schritten!

1. Schritt: Grundsätzliches – Der Traum

Auszug aus meinem Notizbuch: […] Seit fast 20 Jahren Rhetor, Trainer, Coach oder Seminarleiter – was immer es auch für Namen dafür gibt. Aber tief drin ist da noch etwas, was Neues, was Anderes, das Andere was ich schon immer machen wollte, nämlich meinen Traum leben, etwas Neues tun. Ich liebe Märchen, Weisheitsgeschichten, Fabeln und Gedichte, das heißt ich verschlinge sie und habe es schon zu einer beachtlichen Sammlung gebracht. So entstand, zunächst nur für Schriftsteller, eine tiefe Bewunderung, welche sich dann auf alle Künstler, gleich welcher Kunstgattung, übertrug. Sie haben etwas, wozu mir noch der Mut fehlte; sie leben für ihre Kunst, ihre Ideale und ihre Ideen und dabei gehen sie oft schwierige Wege! Diesen Mut will ich auch haben. […]

Aus dieser Betrachtung heraus wurde in mir der Wunsch wach, die Kunst als ein neues Mittel zu nutzen. Die Idee, Wissen mit der Vielschichtigkeit der Kunst zu verbinden und somit meinen Zuhörern eine besondere Unterhaltung zu bieten, wurde immer klarer. Ja, ich will ihnen mein Bestes geben ohne der Beste sein zu wollen, will unterhalten und vermitteln ohne zu belehren, will Spaß verbreiten ohne oberflächlich zu werden. Zum ersten Mal stand das Wort „Künstler“ in meinem Notizbuch und ich war nicht sicher, ob ich mir das anmaßen konnte – obwohl es sich gut las.

2. Schritt: Tatsächliches – die Realität

Kann ich überhaupt ein Künstler werden und wenn ja, in welcher Kunstform. Zeichnen, malen, singen und tanzen kann ich nicht, dazu fehlt mir das Talent.

Wer kennt das nicht, der Traum lässt sich prima formulieren und ist auch schnell vor dem geistigen Auge, doch dann, wenn es um die Realität geht, wenn es ehrlich wird … dann muss man feststellen, alles umsonst – oder? Ja, wenn man leicht aufgibt, wenn man diese – bereits oben genannten – unzeitgemäßen Dinge nicht einsetzt. Genauso gefährlich ist es natürlich auch, wenn man sich einredet, etwas zu haben, was man in Wirklichkeit niemals besitzt. Momentan läuft wieder so ein Casting im Fernsehen, welche voll sind mit Menschen, die sich überschätzen oder sich etwas einreden, was aber der Zuschauer und die Jury so nicht entdecken können. Es wird zum Fiasko!

So kommt man nicht weiter und auch mir ging es so, denn mir fehlte die Kunstform. Also, weitermachen und so forschte und suchte ich, machte überall und zu allem Notizen, ärgerte mich über leere Kugelschreiberminen und stieg deshalb auf Bleistift um – da sieht man beim Anspitzen, wann er zu Ende ist.

Auch experimentierte ich und ließ wirklich nichts aus. Lange schon habe ich es mir angewöhnt meine Vorträge nachzuarbeiten, das heißt, ich habe mir meine Aufzeichnungen angehört und habe dann Manöverkritik geübt. So auch an dem einen Abend, als es um das Thema „Werte machen wertvoll“ ging. Wie gewohnt ging ich den Vortrag noch einmal durch und dabei fiel mir ein Eintrag auf, den ich unmittelbar nach dem Vortrag machte. 

[…] Ein schöneres Feedback konnte ich heute nicht erhalten. Ein Geistlicher fragte mich: „Die Geschichte von den Konfirmanden, die war sehr schön, darf ich diese in der nächsten Predigt verwenden“? – Und ob er das darf! […]

Da singen, tanzen, zaubern, malen und viele andere Dinge wegen mangelnden Talents aus dem Rennen fielen, blieb nicht mehr viel übrig. Was kann ich eigentlich? Autsch – war das eine boshaft klingende Frage, aber sie musste gestellt werden. Im eigenen Interesse beschloss ich etwas liebevoller mit mir umzugehen und stellte die Softversion der Frage: Was glaube ich denn zu können? Das geht etwas besser, das macht Mut zumindest ein paar Dinge zu überdenken ohne gleich wegen mangelnden Talents aufgeben zu müssen. Schließlich lautet meine eigene Präambel „Die NOTIZBUCH-STRATEGIE ist niemals endgültig. Das heißt: Jeder Anwender kann sich an der Grundstruktur orientieren, sich aber in der Ausführung völlig frei und kreativ entfalten!“ Man weiß sich eben zu helfen!

[…] Also, was glaube ich denn zu können?

1. Eintrag: mhhhh …,

2. Eintrag: Also, da wären zum Beispiel … mhh!

3. Eintrag: Jetzt verstehe ich, warum sich so manche Teilnehmer und Leser mit solchen Fragen schwer tun. Auch ein Fortschritt!

4. Eintrag: Ich denke meine Vorträge sind ganz spannend, immerhin werde ich seit über 15 Jahren als Redner und Rhetoriktrainer gebucht.

5. Eintrag: Vielleicht kann ich auch ganz gut schreiben – vielleicht, also ich könnte noch daran arbeiten! Spaß machen tut mir das schon.

6. Eintrag: (Witz) Wie kommt man in die Carnegie Hall fragt ein Besucher einen Einheimischen, der darauf antwortet: Üben, üben und nochmals üben. […]

Es kamen noch etliche Einträge dazu, manche vernünftig und manche irrwitzig, die es aber auch braucht um beim Durchstreichen nicht aus der Übung zu kommen.

Wie gewohnt verglich ich nun die beiden Abschnitte Grundsätzliches und Tatsächliches und fand meine Kunstform obwohl ich genau weiß, dass ich bis an mein Lebensende üben, üben und nochmals üben muss, denn was für die Carnegie Hall zutrifft, trifft auch auf die kleinste Bühne zu. Beschlossene Sache, ich will Schriftsteller werden (Romane und Kurzgeschichten) und mit narrativer Rhetorik eine Vortragsform auf die Bühne bringen, die mehr ist als Unterhaltung. Und weil ich schon seit einigen Jahren, so ganz heimlich, mit meinem Lernkabarett-Programm „Drück`s (r)aus“ unterwegs bin, mach ich das jetzt auch öffentlich – nun ist es kein Geheimtipp mehr.

3. Schritt: Erforderliches – die Aufgaben

Zwei Dinge fielen mir bei diesem dritten Schritt besonders auf:

  • Was werden die anderen dazu sagen oder anders, wie reagiere ich darauf
  • den Rat eines bekannten Künstlers befolgen: […] die Kunst besteht aus […]

Sicher kommt Ihnen auch das bekannt vor: Egal was Sie machen, es gibt immer welche, die es anderes sehen. Genau deshalb ist es ein ziemlich unsinniges Unterfangen, es jedem Recht machen zu wollen. Was wollen Sie und was wollen Sie nicht, was gehört zu Ihnen und was nicht, das ist die Frage – denn du kannst niemals ein guter Anderer sein, auch wenn es andere gerne hätten. Also egal was andere sagen, mach dein Ding!

So ging ich auch vor und siehe da, es dauerte nicht lange und die ersten Bemerkungen lauerten schon. Das lag vor allem daran, dass sich nach meinem Entschluss in die Kunst zu gehen, sich sehr schnell der Erfolg in Form von Engagements meldete – gar kein so übles Gefühl!

Die ersten riefen natürlich nach der Seriosität: Was macht der denn jetzt da, ist das noch seriöses Lehren? Zunächst will ich gar nicht mehr lehren, ich will Impulse geben, PUNKT. Außerdem, was heißt den seriös? seriös = ernsthaft, ernst gemeint, gediegen, anständig, würdig. (Quelle: Fremdwörter-Duden.) Gut, prima, dann bin ich seriös, denn ich will mich ernsthaft um mein Publikum bemühen. Ich meine es auch ernst damit, dass ich nur Impulse geben möchte, denn ich halte mein Publikum für durchaus in der Lage aus den Geschichten das herauszuziehen, was für sie im Alltag eine Lösung oder eine Idee ist oder was sie für überdenkenswert halten – PUNKT. Übrigens, auch Freiherr von Knigge munterte dazu auf, unterhaltsam und humorvoll in der Rede zu sein – na, wenn das nicht seriös genug ist! Gut, erste Aufgabe gelöst.

Die zweite Aufgabe ist zwar nicht unlösbar, aber mir wurde auch klar, das sie eigentlich niemals endet, als ich den Rat eines bekannten Künstlers las: die Kunst besteht aus 1 Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration des Künstlers. Sofort baute ich mein Deodorant-Depot in seiner Kapazität aus und transpirierte für die Kunst.

Ein neues Programm musste geschrieben werden. Wie schnell 99 Prozent erreicht werden hat mich dann schon überrascht, aber auch beflügelt. Dann kam die Premiere und das Publikum war zum ersten Mal mit einer ganz neuen Unterhaltungsform konfrontiert. Der Applaus gab mir aber dann Recht und so folgten die ersten Engagements und es wurden immer mehr – wow!

4. Schritt: Mögliches – Wer kann mir helfen

Die Korken knallen, das Lied „Freiheit“ dröhnt aus dem Lautsprecher und ich fühle mich wie neu geboren. Seit dem Entschluss habe ich einfach mal so 5 Kg abgenommen und das ohne Diät und hungern, sondern nur durch ein neues Lebensgefühl. Und dann das noch, die ersten Aufträge flattern ins Haus und von allen Seiten diese eine Bemerkung: „Das wurde mal Zeit, das ist mal was ganz anderes“ – ups!

Natürlich braucht es Menschen, die einen tragen und unterstützen, Mut zusprechen und an einen glauben, so wie meine Freunde Klaus Fallenstein oder meine BESTE Agentin der Welt oder meine Familie und meine besten Freunde, die wie ich von der Idee begeistert sind und mich ganz toll unterstützen. Keine Strategie der Welt taugt etwas ohne die Menschen, die einen dabei begleiten, denn und das kann ich im Nachhinein ja jetzt ruhig erzählen: Es gab Tage, da wusste ich nicht mehr was rechts und links war, ob es richtig oder falsch war, ob ich aufgeben soll oder weitermachen und nicht selten hatte ich sogar richtig Existenzangst. Ich spreche nicht von der materiellen Existenz, sondern von dem Sein, meinem Inneren! Weil ich aber meine Freunde und Partner von Anfang an mit ins Boot geholt habe, konnten sie mich auch unterstützen und meine Ideen mit tragen, es war gut, dass ich diesen 4. Schritt nicht ausgelassen habe. Und heute stehe ich da und sage: Ja, ich bin auch ein Künstler geworden und ich fühle mich wohl!

Epilog

Sicherlich ist es ein ungewöhnlicher Artikel. Da schreibt jemand über sich und seine Erfahrungen mit seinem eigenen Buch. Ist das nun Werbung in eigener Sache oder was soll es bedeuten? Die Frage könnte auch lauten: „Warum will jemand Schriftsteller werden?“ Hier kann die Aussage von dem Filmproduzenten ANDRÉ ZOCH stellvertretend als Motiv gelten: Letztlich wird man das, weil man Geschichten erzählen will. Egal, ob man nun Autor, Regisseur oder Produzent ist, man muss Lust haben, Geschichten zu erzählen in verschiedenster Form.

Ich wollte Ihnen meine Geschichte erzählen und sicher auch dafür sorgen, dass nun alle Bescheid wissen. Üben Sie Nachsicht mit mir, denn ich bin so glücklich über meinen großen Spurwechsel, dass ich es einfach in die Welt schreien will. 

 

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