Beide Ruder nutzen, anstatt im Kreis zu fahren

Draußen tobt die Krise, vielleicht ist auch der eigene Job oder sogar die ganze Firma in Gefahr. Eine weit verbreitete Taktik ist es, in Deckung zu bleiben, bis die Zeiten wieder besser werden. Das machen Firmen genauso wie Arbeitnehmer. Weiterbildungen werden auf Eis gelegt, Visionen und Innovationen eingefroren — Winterstarre, bis der Frühling kommt. Handeln Sie auch so? Töricht, denn gerade jetzt, wo es schlechter läuft, ist es schlauer, sich nicht nur aufs Durchhalten zu fixieren, sondern sich auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten!

Immer wieder ermahnte der Meister seine Schüler, dass es nicht nur notwendig sei, sparen zu können, sondern man müsse auch etwas wagen. Einem Schüler wollte diese Weisung nicht einleuchten, und er bat um eine Erklärung.

Der Meister ging mit dem Schüler zum See und sie bestiegen ein Boot. Mit einem Ruder stieß der Meister das Boot vom Ufer ab, und als sie ein Stück weit hinausgetrieben waren, legte der Meister nur dieses eine Ruder ein und begann damit zu rudern. Das Boot fuhr immer im Kreis herum. „Aber was soll denn das?“, rief der Schüler. „Um voranzu­kommen, musst du doch beide Ruder einsetzen!“ „Ganz richtig“, nickte der Meister.“Das eine Ruder heißt – sparen- , das andere Ruder heißt – etwas wagen-. Nur wer diese klug miteinander verbindet, kommt wirklich weiter.“

Wie viele Unternehmer und Manager entscheiden sich besonders in Krisenzeiten dafür  das Ruder   „etwas wagen“ nicht mehr einzusetzen. Werbung wird auf Sparflamme gesetzt, Weiterbildungen  werden auf Eis gelegt  und Visionen und Innovationen eingefroren – Winterstarre bis der Frühling kommt.

Das bleibt nicht ohne Folgen, denn die Mitarbeiter werden jetzt erst richtig nervös und Kunden erleben ein passives Unternehmen. Wie ein Teufelskreis zieht jetzt eines nach dem andern nach sich, Angst lässt den Mitarbeiter bei Kundenkontakt unsicherer werden, der Kunde nimmt dies wahr und spart wiederum am Auftrag. Hektische Betriebsamkeit führt zu Qualitätsverlust und demotivierende Stimmung, genau das, was ein Unternehmen jetzt nicht gebrauchen kann.

Dies kann für ein Unternehmen fatale Folgen haben, findet es nicht die richtige Dosierung.  Dazu ist es sinnvoll sich die aktuelle Gallup-Studie anzuschauen:

  • Nur 13 Prozent der Mitarbeiter sind engagiert und fühlen sich emotional an das Unternehmen gebunden (2001: 16 Prozent). Mit anderen Worten: nur jeder achte Mitarbeiter ist voll bei der Sache und setzt sich aktiv für das Unternehmen ein.
  • 67 Prozent sind Mitläufer (2001: 69 Prozent). Zwei Drittel der Mitarbeiter machen Dienst nach Vorschrift. Sie machen nur soviel, wie gerade notwendig ist. Von Engagement keine Spur.
  • 20 Prozent sind destruktiv (2001: 15 Prozent). Jeder fünfte Mitarbeiter verspürt keinerlei emotionale Bindung an das Unternehmen und hat innerlich gekündigt. Er ist nur noch da, weil er (noch) nichts besseres gefunden hat. Solche Mitarbeiter arbeiten aktiv gegen das Unternehmen:  sie halten Informationen zurück, stören, treiben im schlimmsten Fall Sabotage. Erschreckend ist, dass die Größe dieser Gruppe von 2001 bis 2008 um 33 Prozent gestiegen ist.

Das sinkende Schiff verlassen?

Das wäre fast zu einfach und nicht ganz ohne Risiko. Nein, jeder hat es selbst in der Hand. Ob nun Führungskraft oder Mitarbeiter,  das Gebot der Stunde heißt , die Ruder selbst in die Hand nehmen und sich ordentlich in die Riemen legen, anstatt  in „Passivität“ zu verharren. Gerade in Krisenzeiten sollte die Chance eines „Spurwechsels“  genutzt werden, denn die Aufgaben und Herausforderungen in Beruf und privat haben sich qualitativ in ihrem Anspruch verändert, sie verlangen zukunftsorientierte und motivierende Persönlichkeiten.

Häufig entstehen gerade nach besonderen Erlebnissen, Entschlüssen, einem Seminar oder persönlichen Ereignissen  neue Gedanken, Ansichten, Einfälle und Ideen. Was geschieht damit? Vieles wird als spontanes Hirngespinst wieder verworfen, selten aber verfolgt, geprüft und bewertet. Die meisten Chancen sich weiter zu entwickeln, neue Lösungen zu finden oder gar neue Ziele zu formulieren werden im Keim erstickt.

Wie muss also das Konzept aussehen, mit dem  man seine persönlichen Fähigkeiten auf den Prüfstand hebt, Bewährtes bewahren kann, nicht Bewährtes eleminiert und neue Potenziale entdeckt und umsetzen kann?

Den Zielhafen bestimmen

Viele Ratgeber und Seminartransfers münden sehr oft in „Lektüren lesen“ oder psychologischem Firlefanz wie „einen Brief an mich schreiben oder andere seltsame Übungen“, die kein Mensch wirklich umsetzt. So verrinnt das Erlernte oft schon nach wenigen Tagen, obwohl dies nicht sein müsste. Teilnehmer und Unternehmen sehen deshalb gerade die Weiterbildung als eine  Art Pflichtveranstaltung, was für viele dann zum Grund wird, gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten darauf zu verzichten. Doch mit der richtigen Strategie kann jeder  seine eigene Fortbildung betreiben, unabhängig und selbstbestimmt.

Es ist also sinnvoll, sich über seine Ziele Gedanken zu machen und sich mit sich und seiner Situation selbst auseinanderzusetzen. Wohin soll es gehen? Was will ich erreichen? Welche Fähigkeiten und Potenziale helfen mir weiter? Wohin kann und will ich mich entwickeln?

Mit dem Lotsen auf See?

Deshalb ist es sinnvoll, wenn man sich einen Lotsen mit ins Boot holt. Mit ihm zusammen entwickeln Sie eine Strategie, die es Ihnen ermöglicht eigene Fähigkeiten und Potentiale weiter zu entwickeln und zu nutzen. Wie in der Schifffahrt  ist es wichtig, wenigstens „vier Punkte“ zu berücksichtigen

  • Das Ziel
  • Die Rahmenbedingungen (Wetter, Material, ..)
  • Kurs festlegen
  • Den Kurs halten – Das Ziel fest vor Augen haben

 

All dies wird in einem Notizbuch (Logbuch) systematisch festgehalten, damit es jederzeit nachvollziehbar ist. Mit dem fast aufrührerischen Akt ein Notizbuch zu erwerben und einer dazugehörigen richtigen Strategie befreien Sie sich von der herrschenden Methodenflut, die meist von Theoretikern und in den seltensten Fällen von Praktikern entwickelt wurde.  Es motiviert Sie weiterzumachen und an den  persönlichen Fähigkeiten zu arbeiten.

Souveränes Manövrieren ist gefragt – Was soll ich also tun?

Denken Sie mal nach! Wo haben Sie Defizite gespürt? Wo hatten Sie Probleme? Welche Fähigkeit kann morgen gefragt sein? Ganz gleich ob privater oder geschäftlicher Natur – bennenen Sie (für sich) genau diese Punkte und entwickeln Sie eine Strategie, wie Sie diese beheben können – oder was Sie getrost belassen können. Denn die Lösung schafft Selbstvertrauen,  Selbstsicherheit und  Souveränität.

Ein paar Beispiele

In der Firma kriselt es und in einigen Abteilungen wird schon mit eisernem Besen gekehrt? Eine weit verbreitete Strategie ist möglichst unauffällig zu bleiben – vielleicht wird man vergessen und es geht vorbei. Ihr Plan könnte aber auch so aussehen:

 

  1. Was mache ich gerne? Welche Wünsche/Vorstellungen hätte ich an einen neuen Job
  2. Wo stehe ich eigentlich?
  3. Was sind meine herausragenden Fähigkeiten, was kann ich richtig gut
  4. Was macht mich für einen neuen Arbeitgeber attraktiv? Was kann ich tun? Englischkurs, EDV-Weiterbildung …
  5. Daraus entwickeln Sie Ihren Plan:
    a) Aktuelle Bewerbungsunterlagen erstellen
    b)Englischkurs  besuchen …
  6. Und damit die Umsetzung auch realisiert werden kann, betrachten Sie Ihre realen Möglichkeiten.  Gibt es in meinem Umfeld Menschen, die mich unterstützen können? Wie steht es um mein Netzwerk? Wer kann mir helfen? Wo bekomme ich Informationen?

Setzen Sie auf „volle Kraft voraus“

Vorankommen geht auch in Krisenzeiten. Verlassen Sie das Trockendock – im Gegenteil, volle Kraft und sich gegen die Wellen gestellt, um so schnell als möglich aus dem unruhigen Gewässer zu fahren.  Damit schließt der Kreis und wie in der Anfangsgeschichte der Weise rät, ist es klug, die  Ruder „sparen“  und „etwas wagen“ im Gleichklang gemeinsam zu nutzen, um nicht im Kreis zu fahren.

Wagen Sie einen „Spurwechsel“ und fördern Sie ihre persönlichen Fähigkeiten. Damit werden Kräfte und Potenziale frei , die in einem jedem von uns schlummern.  Mit einen gezielten Spurwechsel schaffen Sie es vom „Wünschbaren“ zum „Machbaren“ zu kommen.

 

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