Ich kann es nicht mehr hören – überall wird Schlagfertigkeit als die große Kunst der Rhetorik erhoben. Sie wird als besonders erstrebenswert publiziert, doch hat es irgendjemand schon mal gewagt sich dagegen auszusprechen? Ich will den Anfang machen und zwar aus gutem Grund.
Dieser Begriff „Schlagfertigkeit“ begreift sich, wenn man die Lektüren und Ratgeber liest, scheinbar als Anleitung zur Demontage seines Gegenübers und nimmt auch verbale Persönlichkeitsverletzungen, im schlimmsten Fall mit psychischer Todesfolge (totale Demütigung), billigend in Kauf. Man will die Lacher auf seiner Seite haben und/oder mit einem wortgewandten Hieb seinem Gegenüber zeigen, wer der Sieger ist und das am liebsten vor großem Publikum. Was ist aber mit dem anderen? Er fällt zu Boden und schleicht sich aus der Diskussion oder dem Dialog.
Ist das nun Souveränität, Ausstrahlung von Autorität, Gelassenheit, Sicherheit und Kompetenz? Nein, ist es nicht! Diese Redner verkörpern alles, nur das nicht. Im Gegenteil, ist es nicht ein Zeichen von Unsicherheit und mangelnder oder fehlender Autorität? Wenn ein Redner über eine solide Autorität verfügt, müsste er dann zu solchen Mitteln greifen? Wäre er sicher und souverän, könnte er die Menschen für sich gewinnen – müsste er sie dann noch besiegen? Wäre er gelassen, würde er dann nicht demokratisch mit den Grundrechten der Rhetorik, nämlich der Rede- und Meinungsfreiheit, umgehen können?
Natürlich – so liest und hört man – hat es der Anwender der Schlagfertigkeit immer mit einem Angreifer zu tun und das wiederum, so will man gerne glauben, legitimiert den Redner die Waffe der „Schlagfertigkeit“ zu nutzen. Aber warum wird ein Zuhörer als Angreifer gesehen? Weil er nicht so agiert, wie es dem Redner gefällt oder weil er ihn in seinem Ablauf stört oder seiner Eitelkeit im Wege steht?
Vielleicht, weil die Alternative, wie zum Beispiel die werteorientierte Rhetorik, zu unbekannt ist? Weil die drei Begriffe der Aristotelischen Rhetorik – Charakter, Absicht und Inhalt – in Vergessenheit geraten sind? Oder reduziert man die Rhetorik auf ein Mittel der Manipulation, um zum Schluss auf jeden Fall Recht zu behalten?
Ziemlich starker Tobak, oder?
Natürlich weiß ich um die Situationen, die dem Redner unangenehm sind. Ich kenne auch die Situationen, wenn plötzlich ein Zwischenruf den Redefluss unterbrechen will, wenn Fragen unangenehm werden oder wenn ein Zuhörer eine Bemerkung macht, die, wenn ich als Redner dafür empfänglich bin, auch verletzend sein kann. Natürlich gibt es auch Zuhörer, die es darauf absehen, den Redner aus dem Konzept zu bringen, ihn zu verunsichern oder ihm einfach nur die Bühne entziehen wollen, um sich selbst auf die selbige zu hieven.
Das alles ist dennoch kein Grund für Schlagfertigkeiten. Hier sind doch eher Autorität, Sicherheit, Souveränität und Gelassenheit gefragt und danach, wie sich das erreichen lässt. Erreichen können Sie das durch eine werteorientierte Rhetorik – also ohne Tricks, auswendig gelernte Methoden und doppelten Boden.
Werteorientierung heißt, sich nach seinen eigenen und vor allem selbstbestimmten Wertevorstellungen zu orientieren, losgelöst und unbeeinflusst von den Eindrücken und Einflüssen von außen, das heißt, als Redner in seiner Rhetorik autark und authentisch zu sein.
Sie bestimmen, wie Sie Ihre Zuhörer sehen oder erleben wollen und wie Sie die Begegnung mit ihnen gestalten. Durch Ihre Werteorientierung werden Sie sich in eine souveräne und sichere Position bringen, die keine Angreifer kennt, sondern nur Zuhörer und Frager, die keine Schlagfertigkeit benötigt, sondern mit spontaner Gelassenheit agiert.
Ich habe also nichts dagegen, wenn wir die Worte „Schlagfertigkeit“ in „spontane Gelassenheit“ umwandeln und aus „Angreifern“ einfach nur „Zuhörer und Frager“ machen. Zuhörer, die ein Recht auf ihre Zwischenrufe und Fragen – seien sie noch so unangenehm – haben. Ja, es dürfen auch sich die zu Wort melden, die wirklich versuchen einem die Bühne zu entziehen. Doch in jeder Sekunde soll der Zuhörer spüren und erfahren, dass ich ihn ernst und bei seinen eigenen Worten nehme und dass ich, egal was er kundtut, ihm meinen Respekt zeige und ihm mit Verständnis begegne und mit der notwendigen Vernunft antworte.
Mit werteorientierter Rhetorik und der damit verbundenen spontanen Gelassenheit werden Sie in Ihrer Autorität gestärkt.
„Gewinne, ohne Siegen zu müssen“ ist die größte Kunst der Rhetorik und bedarf einer gründlichen Auseinandersetzung mit sich selbst der Erfüllung der vier Aufgaben der Rhetorik des Strebens nach Weisheit. Zu guter letzt fordert sie die drei rhetorischen Grundlagen des Aristoteles – Charakter – Absicht – Inhalt.

„Dann fahre ich die nächsten 40 Jahre auf demselben Gleis!“ Eine Erkenntnis, die Oliver Groß den Karriere-Kick brachte. Mit nur 22 Jahren wurde er Mitglied der Geschäftsleitung, übernahm Verantwortung für 350 Mitarbeiter und studierte nebenbei Kommunikationspsychologie und Philosophie. In dieser Zeit begann er auch, mit Notizbüchern zu experimentieren und stellte fest, dass diese unscheinbaren Helfer Großes bewirken: Sie helfen Lösungen und Auswege zu finden und eröffnen sogar ganz neue Perspektiven – die Geburtsstunde der NOTIZBUCH-STRATEGIE.