Gute Vorsätze die kennen wir alle. Vorzugsweise tauchen sie zum Jahreswechsel auf, aber oft auch unter dem Jahr, wenn uns mal wieder die Unzufriedenheit mit uns und unserem Leben befällt. Wir nehmen uns vor, gelassener zu werden, mehr Sport zu treiben oder auch, die tägliche Arbeit besser zu organisieren. Wenn da bloß nicht die Gewohnheit wäre, die uns ausbremst, und der innere Schweinehund, der uns in Schach hält.
Vorsätze lassen sich nur dann verwirklichen, wenn drei Faktoren berücksichtigt werden. Jeder Vorsatz braucht immer ein Wollen, ein Glauben und ein Planen — sonst ist das Scheitern vorprogrammiert. Was wir heute sind, ist das Resultat von dem, was wir gestern, was wir in unserer Vergangenheit gedacht und getan haben — oder auch, was wir unterlassen haben. Wir tun und haben am liebsten, was wir bereits kennen. Wir werden durch unsere Gewohnheiten geprägt. Doch gerade das kann uns in eine Sackgasse führen, wenn es darum geht, gute Vorsätze auch zu realisieren.
Gute und schlechte Gewohnheiten bestimmen unseren Alltag. Gewohnheiten erleichtern uns das Leben, weil wir nicht jedes Mal, bei jedem Handgriff neu überlegen müssen, was zu tun ist — wir tun es einfach. Aber Gewohnheiten können auch Fesseln sein. Ein spanisches Sprichwort sagt: „Anfangs sind Gewohnheiten Spinnweben, später Drahtseile.“ Alte Gewohnheiten lassen kaum mehr Spielraum für neue Schritte. Gewohnheiten entstehen mühelos, aber sie wieder abzubauen, ist mühsam.
Welche alten Gewohnheiten möchten Sie verändern? Welchen Vorsatz verwirklichen?
Ein guter Trick, um dem guten Vorsatz zum Sieg über die Gewohnheit zu verhelfen, ist das Sandwich-Prinzip. Packen Sie Ihren Vorsatz zeitlich zwischen zwei alte Gewohnheiten, die bereits „eingefahren“ und Ihnen angenehm sind. Wenn zum Beispiel das morgendliche Ritual aus den beiden Annehmlichkeiten „gemütlich Cappuccino Trinken“ und „Tageszeitungslektüre“ besteht (= alte Gewohnheiten), legen Sie doch künftig den guten Vorsatz „Tagesplanung“ bzw. „Aktualisierung“ der Wochenplanung dazwischen.
Oder packen Sie abends — zwischen die alten Gewohnheiten „Zähneputzen“ und „Kleidung für den nächsten-Tag Vorbereiten“ — Ihren guten Vorsatz „Sport“: Legen Sie Anziehsachen fürs morgendliche Jogging heraus, damit Sie gleich nach dem Aufstehen automatisch und ohne groß zu überlegen in die Gänge kommen. Es ist unmöglich, alte Gewohnheiten abzulegen. Sie können nur durch neue, bessere Gewohnheiten überwunden werden. Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass dieser Prozess mindestens 28 Tage dauert. So lange braucht das Gehirn nämlich, um ein neues Verhaltensmuster zu installieren. Wenn schließlich etwas Neues zur Gewohnheit geworden ist, müssen wir nicht jedes Mal so ungeheuer viel Energie aufbringen, um es auch wirklich zu tun. Es fällt jetzt ganz leicht — weil es ja zur Gewohnheit geworden ist.
Fassen Sie gute Vorsätze (deren Nichteinhaltung Ihnen ein schlechtes Gewissen bereitet) nie aus Prinzip, sondern stets mit Blick auf Ihre persönlichen Vorteile. Vorsätze und selbst auferlegte Regeln, die keinen Nutzen bringen oder deren Nutzen Ihnen nicht bewusst ist, fördern Unlust und stehen Ihnen damit nur im Weg.
Aufschieberitis — Raus aus der Manana-Falle
Ist die „lange Bank“ Ihr wichtigstes Möbelstück? Leiden Sie unter „Aufschieberitis“? Der erste Schritt, um endlich von der langen Bank zu hüpfen: eine Analyse der eigenen Motive. Im Allgemeinen steckt hinter der Verzögerungstaktik eine Flucht vor unangenehmen Gefühlen. Diese Flucht verfestigt sich schnell zur Gewohnheit, die durch kurzfristige Belohnungen oft noch verstärkt wird. Jedoch — wer das Aufschieben gelernt hat, kann es auch wieder verlernen.
Ein Anfang ist gemacht, wenn Sie besonders aufwändige Vorhaben gedanklich in Teilaufgaben zerlegen und mit den einfachsten, mechanischsten Tätigkeiten beginnen. Der wichtige Brief wird zunächst als Rohfassung aufgesetzt und vor der Steuererklärung geht es an das Sortieren der Belege. Als Anreiz für die Mühe gönnen Sie sich nach jedem erreichten Teilschritt eine kleine Belohnung.
Nur ein Viertelstündchen: Nehmen Sie sich gerade bei ungeliebten Arbeiten vor, die erste Viertelstunde dran-zubleiben. Danach dürfen Sie eine Pause machen. Sie werden sehen, wenn Sie erst mal in die Gänge kommen, bleiben Sie auch dran. Setzen Sie sich für größere Vorhaben einen Zeitrahmen. Sie wollten schon lange den Berg Fotos in die Alben sortieren? Dann nehmen Sie sich vor, täglich eine Viertelstunde zu investieren — diese Zeit geht schnell rum, die ungeliebte Arbeit wird trotzdem erledigt.
Planen ist wichtig, allein das Tun bringt den Erfolg
Die meisten Menschen versuchen, die Zeit für Ihre wichtigen Tätigkeiten (B-Aufgaben) in Ihren bereits überquellenden Terminkalendern voller „Dringlich“-Aufgaben zu finden. Sie schieben die Dinge hin und her und auf die lange Bank, delegieren sie, sagen sie ab — alles in der Hoffnung, die nötigste Zeit für die wichtigsten Dinge zu finden, und wundern sich, dass sie die Zeit nirgends finden. Die Kunst beim Zeitmanagement ist nicht, den Zeitplan nach Prioritäten zu ordnen, sondern die Prioritäten zeitlich zu planen. Klingt theoretisch? Dann mag Ihnen die folgende Geschichte, die Nummer-1-Geschichte aller Zeitmanagement-Seminare, den Grundgedanken verdeutlichen.
Die großen Steine im Leben
Eines Tages war ein alter Professor beauftragt, einer Gruppe von Geschäftsführern einen Kurzvortrag über effiziente Zeitplanung zu halten. Erwartungsvoll schaute die Elitetruppe den Professor an und der fragte in die Runde: „Wie wär’s mit einem kleinen Ratespiel?“
Der Professor stellte vorsichtig einen großen Glaskrug auf den Tisch neben ein Tablett mit mehreren tennisballgroßen Steinen. „Wie viele von diesen Steinen gehen Ihrer Ansicht nach in das Glas?“, fragte er. Nachdem alle geraten hatten, sagte er: „Schön. Wir wollen sehen.“. Er setzte einen Stein in das Glas … dann einen weiteren … dann noch einen, bis das Glas schließlich voll war. Dann hob er den Kopf: „Ist der Krug voll?“, fragte er. Alle antworteten: „Ja.“. Er wartete und fragte nach: „Tatsächlich?“
Darauf bückte er sich, holte einen Eimer mit Kies hervor und füllte bedächtig den Glaskrug, bewegte den Krug, füllte nach, bis die Kieselsteine alle Lücken füllten.
Der alte Professor grinste und fragte erneut in die Runde: „Ist der Krug voll?“ Die Runde hatte langsam begriffen — einer antwortete: „Wahrscheinlich nicht“ — „Gut“, antwortete der Professor. Er neigte sich nach unten und holte diesmal einen Kessel mit Sand. Bedächtig schüttete er den Sand in den Glaskrug. Der Sand verteilte sich und füllte die Ritzen zwischen den großen Steinen und dem Kies.
Noch einmal fragte der Professor: „Ist der Krug voll?“ — Ohne zu zögern entgegneten alle Zuhörer „Nein.“ — „Sehr gut“. Der Professor griff nach einer Kanne mit Wasser und goss das Wasser in den Krug, bis er randvoll war.
Dann fragte er: „Ja, und was lernen wir daraus?“
Jemand sagte: „Es zeigt uns, dass wir sogar dann, wenn wir meinen, unser Kalender sei randvoll, noch weitere Termine vereinbaren und Dinge erledigen können, wenn wir es wirklich wollen.“
„Nein“, erwiderte der alte Professor — „Darum geht es nicht — Was uns dieses Experiment zeigt, ist Folgendes: Wenn wir nicht als Erstes die großen Steine in den Krug setzen, bringen wir sie später nicht mehr hinein. Nehmen Sie daraus mit, dass es wichtig ist, zuerst die großen Steine im Leben zu platzieren, sonst laufen wir Gefahr, erfolglos zu sein … Wenn wir den Nebensächlichkeiten den Vorrang geben, also etwa Kies, Sand und Wasser, dann füllen wir unser Leben damit auf, und somit fehlt uns die kostbare Zeit, um uns den wichtigen Anteilen unseres Leben zu widmen. Vergessen Sie daher nicht die Frage: Was sind die großen Steine in Ihrem Leben?“
Mammutaufgaben zerlegen
Wie verspeist man am besten einen Elefanten? Antwort: am besten in kleinen, mundgerecht zerteilten Portionen. Übertragen heißt das: Aufgaben und Projekte verlieren an Komplexität, wenn sie in kleine überschaubare Teilaufgaben zerlegt, visualisiert und mit Terminen versehen werden. Danach geht auch das Tun schneller von der Hand. Und vor allem erscheint eine vormals riesige Aufgabe nicht mehr wie ein unüberwindlicher Berg.
Probieren Sie dafür doch einmal einen Perspektivenwechsel. So wie ein Skifahrer eine schwierige Piste, über die er abfahren will, erst von unten, also von seinem Zielpunkt aus, betrachtet und dabei seine Route auswählt und sich die einzelnen Schwünge vorstellt, die ihn elegant den Hang hinunterbringen.
Gerade in Situationen, in denen Menschen leicht den Überblick verlieren, ist diese Strategie sehr effektiv: Stellen Sie sich vor, dass Sie Ihr Ziel bereits erreicht haben, die Aufgabe bereits erfolgreich abgeschlossen ist. Und verfolgen Sie danach in Gedanken, wie Sie das realisiert haben.
Wenn Sie in Kapitel 2 dieses Buches den Verlauf Ihrer persönlichen Zeitlinie ermittelt haben, können Sie diese jetzt ganz gut zum Selbst-Coaching nutzen: Legen Sie eine Schnur oder Ähnliches auf dem Boden aus — genau in der Form, wie sie für Sie Ihre Zeitlinie darstellt. Legen Sie dabei den Punkt der Gegenwart genau fest und markieren Sie diesen — ebenso den Bereich für die Vergangenheit und die Zukunft.
- Blicken Sie von Ihrem Gegenwartspunkt aus in Richtung Zukunft. Wo auf Ihrer Zeitlinie liegt der Punkt, an dem Sie Ihr Ziel erreicht haben? Gehen Sie zu diesem Punkt und stellen Sie sich dort auf.
- Begeben Sie sich gedanklich in die Situation, wenn die Aufgabe abgeschlossen und zu Ihrer Zufriedenheit erledigt ist. Wie ist die Situation genau? Malen Sie sich die Situation ganz detailliert aus aus. Was sehen, hören, riechen, schmecken Sie in diesem Moment? Wovon sind Sie umgeben?
- Und jetzt blicken Sie zurück in Richtung Gegenwart:
- Was war der letzte Schritt, der sie zum Erfolg geführt hat? Und der vorletzte Schritt? … Und der Schritt davor? … Und davor? … so weit, bis Sie am Anfang Ihrer Aufgabe in der Gegenwart angekommen sind.
- Wenn Sie die einzelnen Schritte nicht nur in Gedanken zurückverfolgen, sondern auch gleich aufschreiben, haben Sie schon die Auflistung der einzelnen Projektschritte.
Nein sagen lernen
Oft sagen Menschen, denen es an Selbstbewusstsein mangelt, nur „Ja“, weil sie fürchten, als Mensch abgelehnt zu werden. Ihre Zeit und Energie versickert dadurch in Aufgaben, die für ihre persönlichen und beruflichen Ziele nicht wichtig sind. Sie setzen sich unnötigen Belastungen aus. Üben Sie das Nein sagen und zwar nicht erst dann, wenn „das Fass überläuft“ und Sie nicht mehr können. Sagen Sie jeden Tag mindestens einmal „Nein“ zu etwas, das Sie bis dahin getan haben. Beobachten Sie die Reaktionen im Umfeld. Machen Sie eine Liste von Dingen, bei denen Sie künftig Nein sagen werden. Notieren Sie sich eine Reihe von schlagfertigen oder wenigstens bestimmten Antworten, die Ihnen helfen, sich abzugrenzen.
Entwickeln Sie für sich eine Systematik, in welchen konkreten Schritten Sie künftig immer vorgehen werden beim Nein sagen, zum Beispiel:
- dem Anfrager Aufmerksamkeit schenken
- „Nein“ sagen („Nein, das geht im Moment nicht, …“)
- Begründung dafür geben ( „… weil ich zuerst das X-Projekt abschließen will …“ )
- Alternative anbieten ( „ … übermorgen kann ich mich darum kümmern.“)
- gegebenenfalls Thema wechseln, damit Gesprächspartner nicht in Versuchung kommt, sein Anliegen aufs Neue aufzuwärmen („Übrigens, wann ist eigentlich die nächste Vorstandssitzung geplant?“)
Strategien, die Ihnen beim Nein sagen helfen können:
- Gewöhnen Sie sich an, automatisch an Ihre Prioritätenliste zu denken, wenn jemand mit einer Aufgabe oder Anfrage auf Sie zukommt
- Wenn das Ausmaß der Aufgabe für Sie nicht sofort erkennbar ist, bitten Sie um Bedenkzeit
- Legen Sie Ihrem Gesprächspartner Ihre eigene Sichtweise dar
- Sprechen Sie Fakten klar an (zum Beispiel Termin nicht haltbar) und streichen Sie das Wort „vielleicht“
Und wenn Nein sagen im besonderen Fall absolut nicht möglich ist …
… sagen Sie Ja und knüpfen eine Bedingung daran, zum Beispiel: „Ja, den Bericht schreibe ich gleich für Sie fertig, wenn Sie mich anschließend zum Bahnhof fahren/mir dafür den Anruf abnehmen/die Computer herunterfahren/auf Ihrem Heimweg die Briefe bei der Post abgeben“. Die Entscheidung bleibt somit ganz elegant bei Ihrem Gegenüber; vielleicht erübrigt sich die Aufgabe unter den gegebenen Umständen …
Delegieren — Vertrauen in andere
Durch delegieren von Aufgaben lässt sich wirkungsvoll und viel Zeit sparen. Trotzdem nutzen viele Menschen diese Möglichkeit nur ungenügend. Einige typische Denkfallen halten sie zurück. Einige verbinden das Delegieren von Aufgaben mit der Vermutung, das könnte negativ als Abschütteln von Verantwortung interpretiert werden. Manche lügen sich mit dem Spruch „Es ist schneller und einfacher, wenn ich es gleich selbst erledige“ selbst in die Tasche. Mancher befürchtet, mit der Aufgabe auch Macht abzugeben. Sehr schade, denn
- Delegieren fördert Entwicklung und Fähigkeiten, motiviert Mitarbeiter
- Delegieren eröffnet dem anderen die Möglichkeit, nützliche Erfahrungen für die Zukunft zu sammeln,
- Delegieren schafft eigene Freiräume, spart Energie und Zeit für andere, komplexere Aufgaben.
Delegieren klappt zur beiderseitigen Zufriedenheit, wenn Sie
- eine gute Arbeitsorganisation haben
- für alle verständlich festlegen, wie das Ergebnis aussehen soll
- bestehende Arbeitsbelastung und Eignung berücksichtigen
- mit offenen Fragen prüfen, ob der Auftrag verstanden wurde
- einen verbindlichen Termin für die Fertigstellung vereinbaren und diesen im Terminkalender festhalten
- Unterstützung zusichern und ermutigen, aber sich nichts zurückdelegieren lassen
- den Verlauf überwachen
- und Vertrauen haben.
Leistungstief, Pausen und Stressabbau
Routinearbeiten im Leistungstief erledigen
Finden Sie Ihre persönliche Leistungskurve heraus. Falls Sie noch nicht wissen, wann Sie besonders leistungsfähig sind und wann weniger — beobachten Sie sich einige Tage. Für einen Großteil der Menschen gilt, dass sie vormittags gegen 10:00 Uhr einen Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit haben. Nachmittags — nach dem Mittagessen bis etwa 15:00/16:00 Uhr haben viele ein Tief, danach steigt die Leistungskurve bis etwa 20 Uhr wieder an. Das absolute Leistungstief stellt sich gegen 4 Uhr morgens ein. Während eines Leistungstiefs erledigen Sie am besten unwichtige Routinearbeiten, Post, Telefonate, Besorgungen. Die Zeit im Leistungstief können Sie auch gut nutzen für soziale Kontakte oder, wenn Sie es einteilen können, für Ihre persönliche Fitness. Sie schaffen mehr und arbeiten sinnvoller, wenn Sie Ihre persönlichen Hochs und Tiefs kennen und nutzen.
Leistungsfähiger durch Pausen
Lassen Sie sich nicht von Menschen beirren, die „Erholung“ als Schimpfwort betrachten. Weder Gehirn noch Körper sind geschaffen für einen Dauerbetrieb unter ständigem Höchstleistungsdruck. Das führt lediglich zur vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen. Als Nebeneffekt werden sowohl die Aufnahme wie auch die Weiterleitung von Informationen in unserem Denkorgan blockiert und es entstehen Ängste. Entspannungsphasen sind also alles andere als Zeitvergeudung. Vielmehr bieten Sie uns Gelegenheit, Stress abzubauen und mit den Energiereserven hauszuhalten. Wir werden leistungsfähiger und die Konzentrations- und Merkfähigkeit steigt.
In welchem Verhältnis sollten Arbeitsphasen und Ruhepausen stehen? Psychobiologen sind der Auffassung, dass ein bestimmter biologischer Rhythmus als Taktgeber unsere Leistungsfähigkeit diktiert. Etwa alle eineinhalb bis zwei Stunden brauche der Körper tagsüber eine zwanzigminütige Pause, um sich zu regenerieren. Gönnen wir uns diese Erholungszeit nicht, geraten wir unter Leistungsdruck und fühlen uns erschöpft.
Faulenzen allein reicht jedoch nicht. Und wer sich völlig erschöpft vor den Fernseher plumpsen lässt, in der Hoffnung durch audiovisuelle Berieselung seine geistigen Batterien aufzuladen, gibt seinem Hirn gar keine Gelegenheit, sich zu erholen. Wie angespannt unser Gehirn zu einem bestimmten Zeitpunkt arbeitet, können Forscher durch Messen der Hirnströme erkennen. Bei einem hohen Anteil der schnellen so genannten Betawellen im EEG sind wir geistig wach, konzentriert und alarmbereit. Das Gehirn beschäftigt sich dann vorrangig mit äußeren Sinneseindrücken, die es einer logisch-analytischen Verarbeitung unterzieht. Gleichzeitig produzieren wir aber auch vermehrt Stresshormone.
Anders, wenn die langsameren Alphawellen dominieren. Dank einem vermehrten Ausstoß von Glückshormonen sind wir dann entspannt und zuversichtlich gestimmt, gleichzeitig ist unser Gehirn aber auch besonders aufnahme- und merkfähig. Unser Kopf fühlt sich hierbei angenehm befreit an, wir denken gelassen und fließend, ohne uns dabei über Gebühr anzustrengen. Diese besondere Art der Entspannung im Alphawellenbereich will bewusst herbeigeführt sein. Hinlegen und vor sich hin dämmern reicht nicht; dabei schlafen wir höchstens ein, um nach einer Weile wieder mit leicht benommenem Schädel zu erwachen.
Wie wäre es stattdessen mit einem mentalen Kurzurlaub? Setzen Sie sich bequem hin, schließen Sie die Augen und atmen Sie ruhig und gleichmäßig. Behalten Sie den ruhigen, gleichmäßigen Atem bei, das senkt den Adrenalinspiegel. Stellen Sie sich vor Ihrem geistigen Auge einen besonders erholsamen Moment vor, etwa einen Abendspaziergang über eine frisch gemähte Bergwiese oder am Südseestrand. Nehmen Sie Ihre Phantasiereise mit möglichst vielen Sinnen wahr. Fühlen Sie den Boden unter Ihren Fußsohlen, hören Sie die Vögel oder das Rauschen des Meeres, spüren Sie die Strahlen der untergehenden Sonne, riechen Sie die würzige Luft.
Wollen Sie die Übung schließlich beenden, versuchen Sie ganz behutsam in die Realität zurückzukehren. Spannen Sie alle Muskeln fest an, öffnen Sie die Augen und strecken Sie sich genüsslich.
Den Stress ausatmen
… eine „Schnell-Entspannung“, die Sie ohne großen Aufwand in Ihren Arbeitsalltag integrieren können. Sie brauchen lediglich einen Moment für sich allein und ein ungestörtes Plätzchen.
Setzen Sie sich bequem hin und schließen Sie die Augen. Richten Sie nun die ganze Aufmerksamkeit auf Ihren Atem. Füllen Sie Ihre Lunge mit Luft und leeren Sie sie dann wieder langsam und gleichmäßig, als ob Sie mit der ausströmenden Luft eine Kerzenflamme vor sich sanft zur Seite biegen wollen. Stellen Sie sich vor, wie Sie Ihre Anspannung, Ihren Stress und Ihre Unruhe einfach ausatmen. Wiederholen Sie diese Übung mehrmals. Zusätzlich können Sie im Geist von zehn ab langsam rückwärts zählen, bis Sie bei null angelangt und völlig entspannt sind.
Weitere Kurztipps zum Stressabbau
- Schlucken Sie Ärger und Stress nicht ständig herunter, sondern tun Sie etwas dagegen! Stellen Sie Routinen ab, die Sie nerven, oder sprechen Sie Probleme offen an, privat wie beruflich.
- Verbringen Sie Zeit mit Menschen, die Ihnen gut tun. Reservieren Sie sich bewusst Zeit dafür, laden Sie jemanden zu sich ein, den Sie schon längst einmal besser kennen lernen wollten, frischen Sie eventuell alte Freundschaften auf. Auch gut: Schreiben Sie Briefe oder Karten an Ihnen nahe stehende Menschen. Das Schreiben selbst ist wie ein kleines Gespräch.
- Nutzen Sie beruflich wie privat jede Möglichkeit zu körperlicher Bewegung, und achten Sie auf gesunde Ernährung. Sie haben so nicht nur ein besseres Körpergefühl, sondern stärken auch Ihr Immunsystem und verfügen einfach über mehr Energie.
Muss es so sein?
Muss ich es sein?
Muss es jetzt sein?
Gewöhnen Sie sich an, Dinge, die zusammengehören, zusammenzufassen und auf einmal im Block zu erledigen.
Mut zur Lücke
Überprüfen Sie sich auch einmal kritisch auf Ihren Hang zum Perfektionismus. Meist brauchen die letzten 20 Prozent zur perfekten Lösung unverhältnismäßig viel Zeit für wenig Effekt.
Humor
Lachen ist die beste Medizin. Für viele hat Arbeit nichts mit Spaß zu tun. Amerikanische Untersuchungen ergaben, dass Lachen und Humor sowohl die eigene Gesundheit als auch die Leistung am Arbeitsplatz positiv beeinflussen. Humor ist ein wirksamer Ausgleich für Stress und Druck. Freuen Sie sich auf Arbeit, Freizeit und Spaß zugleich. Denken Sie daran, in Ihren Alltag Dinge einzubauen, die Spaß machen. Freude stimuliert auch andere. Sie hilft aus der Tretmühle des Alltags zu entkommen und zu reflektieren, was wir tun. Suchen Sie gezielt nach Dingen, über die Sie sich freuen können.
Mis en place
Machen Sie es wie die Sterneköche. Keiner wird diesen Essgenuss-Künstlern Kreativität und Inspiration absprechen. Trotzdem spielen penible Ordnung und durchdachte Arbeitsvorbereitung eine Hauptrolle bei deren Schaffen. Oberstes Gebot in den Küchen von Spitzenrestaurants ist „Mis en place“. Das bedeutet, dass alle Arbeitsgeräte und Zutaten, die für das jeweilige Gericht benötigt werden, in einwandfreiem Zustand und der nötigen Menge vor Beginn der Aktion am Arbeitsplatz vorhanden sind. Nach Abschluss jedes Arbeitsschrittes kommen alle Dinge, die nicht mehr für die Aktion gebraucht werden, sofort zurück an ihren angestammten Platz — natürlich nachdem sie gereinigt wurden.
Den Erfolg fühlen
Angst oder Entmutigung arbeiten den eigenen Zielen meist entgegen. Positive Gefühle wie Glück oder Erfolg beflügeln. Gefühle und Wille können trainiert werden. Wer seinen Gesichtsausdruck, seine Haltung und Stimme bei Erfolgserlebnissen kennt, kann versuchen, das Erfolgsgefühl durch den bewussten Einsatz entsprechender Mimik und Gestik hervorzurufen — und sich sogar selbst überzeugen. Mit dem Erfolg wächst die Zuversicht, bald am Ziel zu sein.
Kennen Sie das? Sie denken an die Zukunft und fühlen sich völlig demotiviert angesichts der Aktivitäten, die in den nächsten Tagen auf Sie zukommen. Übermächtig erscheinen Bilder und Geräusche, vielleicht von ungeplanten Meetings, stupiden Routineaufgaben, unangenehmen Zahnarztbesuchen oder Projekten, die Ihnen groß und unlösbar vorkommen und bei denen außerdem noch der Termin drängt.
Und kennen Sie auch das? Wenn Sie sich Ihre Tage in solch düsteren Farben ausgemalt haben, so erleben Sie solche Tage auch als genauso unbefriedigend. Alle erholsamen oder anregenden Zeiten vergehen wie im Flug, während sich die unangenehmen Zeiten endlos dehnen. Und nun stellen Sie sich vor, dass Sie ab heute nur noch wunderschöne Drehbücher für Ihr „Morgen“ schreiben. Sie komprimieren in Ihrer Vision die Zeiten Ihrer ungeliebten Tätigkeiten auf ein Minimum und Sie dehnen die Zeiten Ihrer bevorzugten Beschäftigungen aus. Und schon morgen stellen Sie fest, auf welch wundersame Weise sich Ihr Zeiterleben verändert hat.
Tagträume erwünscht
Haben Sie schon die erholsame und beflügelnde Wirkung von Tagträumen ausprobiert? Sie sehen sich selbst schwierigste Probleme lösen und hören dabei möglicherweise, wie andere Personen bewundernde Worte zu Ihnen sagen.
Gönnen Sie sich jeden Abend vor Abschluss Ihrer Tagesarbeit einen solchen Ausflug in das Land Ihrer Erfolge von morgen. Träumen Sie, wie Sie alle Tätigkeiten des folgenden Tages mit bestmöglichen Ergebnissen abschließen. Lassen Sie andere Menschen schmeichelhafte Sätze zu Ihnen sagen und Sie loben.
Und wenn Sie Ihr Morgen vorgeträumt haben, so schreiben Sie einfach in kurzen Regieanweisungen auf, was Sie gesehen haben. Dabei spüren Sie, wie sich Ihre Pläne durch das schriftliche Fixieren festigen, wie sie bereits heute zu Ihrer Realität von morgen werden. Die meisten Menschen machen nach Tagträumen einen entscheidenden Fehler: Sie schimpfen mit sich selbst, sagen leise „Was für ein Quatsch!“ oder „Das schaffe ich sowieso nicht“ und schon haben sie ihre Träume und deren positive Wirkung zerstört.

Effizientertainer ® Martin Geiger ist anerkannter Experte für die Steigerung der persönlichen und unternehmerischen Produktivität.
Der Autor arbeitet seit vielen Jahren in intensiven Coachings mit erfolgreichen Unternehmern in ganz Europa. Er entwickelte das bundesweit größte Lizenzsystem für Coaching per Telefon und ist als gefragter Keynote-Speaker, Referent und Vortragsredner tätig.
Der Produktivitätsexperte wurde von der Europäischen Trainerallianz als Trainer des Jahres ausgezeichnet.