Schon allein das Wort Effektivität übt auf uns eine magische Wirkung aus. Es weckt Hoffnungen darauf, dass es den richtigen, den kürzesten, den auf beeindruckende Weise leichtesten, also eben den effektiven Weg zum Erfolg gibt.
Effektivität ist allerdings ein Zauberwort, das meist dann benutzt wird, wenn Effektivität fehlt. Auf Meetings wird sie gefordert, durch das Schmieden vorsichtiger Pläne wird versucht, sie einzufangen, und angesichts übervoll bekritzelter Seiten im Organizer wird sie manchmal in bitterer Selbsterkenntnis als abwesend erkannt. Kann man doch einmal mit Blick auf eine Erfolgsgeschichte von Effektivität sprechen, sind viele geneigt, darin einen Zufall im allgemeinen Chaos zu sehen, wo einem sonst nur Glück weiterhilft. Ich habe nun gute Nachrichten für Sie: Wunder geschehen, fast nie vollbringt sie einer. Aber jede Form von Magie ist erlernbar. Hier sind es ebenfalls kleine Tricks, einfach einzuübende Rituale, aber auch – und das ist natürlich das Schwierigere – Selbsterkenntnis und Selbstdisziplin, die zur Vervollkommnung dieser Kunst führen. Und der Weg zur Effektivität ist ein Weg, der jedem offen steht, ein Weg, der schon Vorteile bringt, wenn man ihn nur anfängt zu gehen. Natürlich habe ich den Weg zur Effektivität nicht erfunden. Es ist ein sehr alter Weg, viele haben ihn gesucht und im Laufe der Menschheitsgeschichte sind auch schon sehr viele zusammengekommen, die ihn erfolgreich zu Ende gegangen sind. Der Vorteil für uns, die wir diesen erfolgreichen Vorgängern folgen wollen, ist, dass der Weg recht präzise beschrieben werden kann.
Effektivität heißt, das gesetzte Ziel zu erreichen. Grundbedingungen für das Erreichen von Zielen sind: zu wissen, welches Ziel ich warum habe, was mich befähigt, dieses Ziel zu erreichen, oder was mich daran hindert und wie ich mich und meine Umgebung zur Erreichung meines Ziels fi t machen kann. Kommt zu dieser Zielsicherheit noch Flexibilität, mit deren Hilfe Veränderungen im zielführenden Prozess bewältigt werden können, sowie die Konzentration und Schulung aller vorhandenen Kräfte – dann steht die Effektivität unseres wirtschaftlichen oder persönlichen Handelns auf einem festen Fundament.
Vielleicht stehen Sie an einem Anfang, von Ihren ersten Entscheidungen hängt die ganze Zukunft Ihrer Idee ab. Oder Sie befinden sich mitten in einer Situation, die unhaltbar geworden ist, an einem Scheideweg, und von Ihrer Entscheidung hängt es ab, in welche Richtung es weitergeht – abwärts oder aufwärts. Möglicherweise sind Sie auch bereits an einer Sache gescheitert und wollen von Neuem starten.
Entscheidungen treffen zu müssen, ist die tägliche Forderung an verantwortliche und verantwortungsvolle Menschen. Eine Entscheidung treffen zu können, erfordert immer ein bisschen Mut: Schnell steht man vor der unbequemen Aufgabe, Verantwortung nicht nur zu tragen, sondern auch übernehmen zu müssen. Entscheidungen und die Folgen von Entscheidungen bestimmen das Management eines Unternehmens ebenso wie das menschliche Leben überhaupt. Die Frage nach der richtigen Entscheidung ist deshalb eine der Grundfragen unseres Daseins und manchmal überlebenswichtig. Es gibt Entscheidungen, die stellen sich erst im Nachhinein als richtig oder falsch heraus. Selbst wenn sie sich als richtig herausstellen, haben solche Entscheidungen jedoch mehr mit dem Zufall als mit Effektivität zu tun. Eine richtige Entscheidung nach den Regeln der Effektivität sollte dagegen schon zu dem Zeitpunkt, an dem sie getroffen wird, richtig sein und auch richtig bleiben, selbst wenn sich durch unvorhersehbare Entwicklungen die Wirkung der Entscheidung ins Negative umkehren sollte.
Jeder wünscht sich für seine Entscheidungen ein hohes Maß an Effektivität. Am häufigsten werden die Begriffe Effektivität und Effizienz miteinander vermengt. Sie unterscheiden sich jedoch recht klar:
- Effizienz heißt: Dinge richtig tun; der Aufwand soll im richtigen Verhältnis zum Ergebnis stehen, die Kosten-Nutzen-Rechnung ein Plus ergeben
- Effektivität heißt: die richtigen Dinge tun; die Wirksamkeit des Tuns im Gesamtzusammenhang und damit die Orientierung auf das Ziel (Output) ist vorrangig
An Beispielen lässt sich der Unterschied verdeutlichen: Aus einem Fischteich das Wasser abzulassen, sämtliche Fische einzusammeln und vollständig an umliegende Restaurants zu verkaufen, wäre effizient. Den Fischteich zu pflegen, die Fische zu füttern und regelmäßig die fettesten an ausgesuchte Kunden zu liefern, die wegen der Qualität über Jahre hinweg treu zu bleiben versprechen – das wäre effektiv.Oder: Ein effizienter Mitarbeiter arbeitet schnell und verursacht wenig Kosten und Aufwand. Er arbeitet gut. Ein effektiver Mitarbeiter identifiziert sich mit dem Ziel und setzt sich für dessen Erreichung ein. Er trifft an seinem Platz und nach seinen Möglichkeiten zieldienliche Entscheidungen über das Notwendige hinaus. Er arbeitet nicht nur gut, sondern auch mit.
Effektivität ist also für den Erfolg vorrangig, denn vor allem muss zielführend das Richtige getan werden. Auf eine effektive Entscheidung folgt dann optimalerweise eine effiziente Umsetzung – das Richtige muss richtig getan werden.
In der freien Wirtschaft ist manchmal eine Mentalität bloßer Effizienz verbreitet: So schnell wie möglich, mit so wenig wie möglich, so viel wie möglich. Politischen Klischees zufolge ist sogar das ganze kapitalistische System ausschließlich auf Effizienz aufgebaut. Wäre es tatsächlich so, hätten wir nur noch trockengelegte Teiche. Die Wirklichkeit in Wirtschaft und Gesellschaft sieht anders aus. Streben nach langfristigem Erfolg, Wachstum, persönlichem wie gesellschaftlichem Nutzen, Träume, neue Ideen, private Risikobereitschaft und soziale Verantwortung – die Ethik des Kapitalismus heißt Effektivität. Deshalb ist das Entwickeln und Nutzen von Effektivität von großer Bedeutung, nicht nur für uns persönlich oder für das Unternehmen, das effektive Führungskräfte braucht, sondern immer auch gesamtgesellschaftlich.
Jeder von uns nimmt in der Gesellschaft und beruflich ich eine Stellung ein. Diese Stellung prägt unser Selbstbild und das Bild, das sich andere von uns machen. Wir haben sie erreicht, weil wir Potenzial dafür mitbrachten. Sie wurde uns übertragen, weil man Vertrauen in unsere Fähigkeiten setzt. Und nun ist es an uns, zu beweisen, dass wir am richtigen Platz sind – uns selbst und denjenigen, die die Erwartung in uns setzen, dass wir so effektiv wie möglich unsere Aufgabe erfüllen. Dabei müssen wir den uns persönlich angemessensten Weg zu effektivem Verhalten finden, einfach indem wir an uns arbeiten. Arbeit an sich selbst beginnt mit Selbstanalyse. Welche Rolle füllen Sie aus? Welche Erwartungen werden von den verschiedensten Seiten an Sie gestellt? Vor allem: Welche Ziele streben Sie an und was tun Sie bisher, um diese zu erreichen? Je nachdem, wie Sie diese und andere zu stellende Fragen beantworten, sollten Sie Maßnahmen ergreifen. Entweder zur Stärkung vorhandener Ansätze oder zur Änderung von Verhältnissen, die Sie eindeutig daran hindern, effektiv zu sein.
Nach der Analyse Ihrer Situation tritt als weitere Aufgabe die konsequente Umsetzung Ihrer Absichten an Sie heran. Welche Ihrer Ziele stehen an erster Stelle? Was gilt es fortan abzulehnen? Wie verhalten Sie sich gegenüber Veränderungen? Wo können Sie Hilfe und Zusammenarbeit aktivieren? Allerdings ist nicht nur starre Fixierung auf das Ergebnis im Sinne einer effektiven Erreichung Ihrer Ziele erforderlich, sondern viel mehr noch Sensibilität und Flexibilität – es kann effektiv sein, manches Ziel durch ein neues zu ersetzen, manches aufzugeben, weil es sinnlos geworden ist, usw. Nicht nur man selbst steht sich oft im Weg, auch die Umstände geben sich Mühe, im Weg zu stehen. Daher ist eine nimmermüde Motivation unverzichtbar. Zu finden ist sie immer wieder in den Fähigkeiten, die Ihnen gegeben wurden und über die Sie frei verfügen können. Zu finden ist sie auch in der Ausstrahlung, die Ihre Zielsicherheit auf andere hat. Und vor allem finden Sie Motivation in den Träumen, in denen der Erfolg sich bereits verwirklicht hat. Vergessen Sie sie nicht! Wenn Sie Ihre Träume vergessen haben, sind Sie stecken geblieben.

Stéphane Etrillard zählt zu den meistgefragten Wirtschaftstrainern und Business-Coaches. Als Experte für persönliche Souveränität und Unternehmersouveränität ist er Autor von über 40 Büchern. Sein einzigartiges Know-how ist in den letzten 20 Jahren in der Begleitung von über 25.000 Unternehmern und Managern entstanden. Seine Unternehmercoachings wenden sich an Unternehmer, die erfolgreich werden und bleiben wollen und vor allem mit Leistungen am Markt auftreten wollen, die auch gekauft werden.