Der Masterplan für etwas mehr Agilität

Nicht jedes Unternehmen hat die Ressourcen, sich komplett umzukrempeln und auf agil zu machen. Doch ein wenig mehr Agilität geht immer, oder? Innerhalb der Abteilung und manchmal sogar noch etwas weitreichender. Nicht staunen, Bedenken hin und her tragen und herumtheoretisieren, sondern einfach mal machen und erste Erfahrungen sammeln, das ist es, was Sie nach vorne bringt!

Doch wo anfangen? Viele, die sich zum ersten Mal mit Agilität auseinandersetzen, denken dabei vor allem an Scrum. Das liegt daran, dass Scrum international eine sehr hohe Verbreitung hat. Allerdings ist Scrum, nichts, was man eben mal so implementiert. Hier braucht hat es erst ein Fundament, gemeinsame Werte, ein geteiltes Verständnis für das Framework, oft auch Beratung und Impulse von außen von einem agilen Coach, etc. Soweit weit, so gut. Was können Sie jedoch selbst ohne allzu großem Initial-Aufwand aus dem Ärmel schütteln?

Das Daily Standup Meeting – Die tägliche Synchronisations-Übung für das Team!

Wenn Scrum der Porsche 911 oder der Audi TT unter den agilen Ansätzen ist, dessen Kraft man erst einmal zu beherrschen lernen muss, so gibt es jedoch auch eine Agilität im Kleinen, die auszuprobieren sich lohnt. Warum zum Beispiel kein Daily Standup im Team durchführen? Hier stellen sich alle in einen Kreis, es dauert maximal eine viertel Stunde lang, und jeder berichtet von den eignen Arbeitsfortschritten.

Die drei Fragen sind: Was habe ich in den letzten 24 Stunden gemacht? Was werde ich tun in den nächsten 24 Stunden tun? An welchen Punkten hänge ich gerade fest? Das ist das Daily. Ein scheinbar kleiner Schritt, allerdings mit einer riesengroßen Wirkung: Alles wissen, was gerade läuft, sind fokussiert auf ihre Ziele, unterstützen einander. Ein Daily ist wie Zähneputzen oder rasieren: es funktioniert ohne viel Nachzudenken, macht für jeden Sinn und entfaltet seine Kraft über die tägliche Routine!

Das Kanban-Board – Den Arbeitsfortschritt gemeinsam visualisieren!

Der zweite Tipp: Den Arbeitsfortschritt gemeinsam visualisieren. Im Fachvokabular nennt man das „Arbeiten mit einem Kanban-Board“. Kanban kommt aus dem japanischen und heißt auf Deutsch „Signalkarte“. Der Stand der Arbeit wird über das Kanban-Board sichtbar gemacht.

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Jedes Kanban-Board folgt einem einfach zu verstehenden Prinzip: links befinden sich die Kärtchen mit den unfertigen Arbeiten, rechts die bereits erledigten Dinge. So erkennt das Team an welchen Stellen Handlungsbedarf ist und organisiert die Arbeit selbstständig nach dem Pull-Prinzip.

Die Retrospektive – Ein regelmäßiger Blick zurück und gleichzeitig nach vorn!

Ein systematischer Rückblick hilft uns, die Schwachstellen im Vorgehen und auch die Besonderheiten in der Teamkommunikation zu erkennen. Klar, im Prinzip ist das so, wird jedoch selten gemacht. Was hier Abhilfe schafft, sind die sogenannten Retrospektiven. Diese werden per Definition regelmäßig veranstalten, zum Beispiel alle ein, zwei, drei oder vier Wochen.

Für uns ist hier die Regelmäßigkeit entscheidend, damit ein solcher Arbeitsrückblick im Sinne einer Psycho-Hygiene auch wirksam sein kann. Für Retrospektiven gibt es viele inspirierende Vorgehensweisen. Am allerwichtigsten ist es jedoch, dass sie regelmäßig stattfinden und dass dann mindestens eine Sache anders gemacht wird als vorher.

Duzen statt Siezen – Gemeinsam eine echte Vertrauenskultur etablieren!

Und ein letzter Tipp: duzen statt siezen. Warum? Gute Teams stehen sich nahe, helfen einander und respektieren sich. Das geht mit dem vertrauensvollen „Du“ deutlich besser als mit dem unverbindlichen und distanzierten „Sie“.

Und wenn das in ihrem Team stimmungsmäßig nicht geht, dann sollten Sie genau darüber sprechen. Was genau fehlt uns eigentlich noch für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, die dann tatsächlich auch das „Du“ einschließen würde?

Was geht in Sachen Agilität – darf’s ein bisschen mehr sein?

„Was geht also bei uns in Sachen Agilität?“ fragen Sie sich jetzt vielleicht. „Darf’s nicht doch ein bisschen mehr sein?“ fragt die freundliche Dame von der Wursttheke. Lassen Sie uns mal ganz klein anfangen, und die Brötchen backen, die sich so ganz schnell unters Volk bringen lassen! Gerade dann, wenn die Welt bei Ihnen doch nicht so ideal erscheint für’s agile Arbeiten.

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Das Daily ist nicht praktikabel, weil das ganze Team komplett verstreut ist? Gut, wie wäre es mit einer WhatsApp-Gruppe für ein Team, das sich nicht jeden Tag sehen kann? Allerdings mit der Auflage, dass jeder täglich ein, zwei „Wasserstandsmeldungen“ abzusetzen hat, was er oder sie gerade wo macht. Das Ziel auch hier: jeder soll Bescheid wissen, mitdenken können und das Gefühl haben, Teil eines Teams zu sein, dass ihn oder sie unterstützt.

Just ‚Du’ it – Alte Gewohnheiten durch neue Gepflogenheiten ersetzen!

Bei Ihnen herrscht die klassische deutsche Siez-Kultur. Ob ein „Du “ in den Teams legitim wäre, ist zumindest unklar. Nun, bei dem Industrie-Giganten Robert Bosch war das auch ein „Problem“. Jetzt macht in jüngster Zeit der Slogan „Just ‚Du‘ it!“ die Runde, und zwar in Form eines grünen Textilbändchens mit obiger Aufschrift, dass man sich z.B. bei Meetings oder Konferenzen locker um den Hals hängt wenn man gerne so angesprochen werden möchte. Jeder darf dann also einfach mal ungestraft duzen, wenn er das grüne Bänzel am Hals des Kollegen erspäht.

Hand aufs Herz, was hält Sie davon ab, einen – oder besser alle – unserer hier aufgeführten Tipps für mehr Agilität in Ihren Masterplan zu übernehmen? Und dies gleich morgen – oder besser schon heute – auch gleich umzusetzen? Genau, die bisherigen Usancen und Gewohnheit könnten Sie daran hindern, das stimmt! Und deswegen gilt es ganz simpel, alten und weniger zielführende Gewohnheiten in kleinen und leicht verdaubaren Häppchen durch neue agilere Gepflogenheit zu ersetzen, auf dass hieraus bald neue und stärker zielführende Gewohnheiten erwachsen.

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