„Positive Leadership“ ist ein zukunftsweisender Führungsstil, der nicht nur auf Ergebnisse, sondern auch auf das Wohlbefinden und die Potenziale der Mitarbeitenden setzt. Er ist kein Schönreden, sondern eine bewusste Haltung, die Stärken fördert, Vertrauen schafft und auch den Mut zu schwierigen Gesprächen erfordert. Die große Kunst ist es, eine Balance zwischen Optimismus und Realität zu finden.
»Positive Leadership« ist ein recht neuer und immer populärer werdender Führungsstil. Das hat seinen Grund, denn es ist inzwischen sehr gut validiert, dass positives Führen Unternehmen erfolgreicher machen kann. Im Kern geht es darum, dass Führende nicht länger nur Ergebnisziele verfolgen, sondern auch das Wohlbefinden und die Motivation ihres Teams bewusst stärken. Damit ist keineswegs gemeint, alles schönzureden oder Herausforderungen zu ignorieren. Es ist vielmehr eine neue Rollendefinition, was Führen ausmacht und eine Haltung, die darauf abzielt, Stärken zu fördern, Potenziale zu entfalten und eine Kultur des Vertrauens zu schaffen. Das ist keineswegs leicht und erfordert insbesondere auch den Mut, schwierige Themen anzusprechen und konstruktiv zu lösen (Monzani/van Dick 2020).
Was ist Positive Leadership?
Positive Leadership, basierend auf Erkenntnissen der positiven Psychologie, ist ein Führungsansatz, der das Ziel hat, das Beste aus Menschen und Teams herauszuholen. Der Ansatz konzentriert sich auf die Förderung von Stärken, positiven Emotionen und das Schaffen eines unterstützenden Arbeitsumfelds.
Die Kernprinzipien von Positive Leadership (Monzani/van Dick 2020):
- Stärkenorientierung: Positive Leadership setzt den Fokus auf die individuellen Stärken deiner Mitarbeitenden, anstatt ausschließlich Schwächen zu korrigieren.
- Positive Emotionen: Durch Wertschätzung, Lob und Anerkennung förderst du positive Emotionen, die Motivation und Engagement steigern.
- Bedeutung und Sinn: Du hilfst deinem Team, einen Sinn in der Arbeit zu finden, und zeigst, wie ihre Beiträge zum größeren Ganzen beitragen.
- Positive Beziehungen: Ein offenes und unterstützendes Klima stärkt die Zusammenarbeit und den Teamgeist.
- Resilienz: Du förderst die Fähigkeit, Herausforderungen und Rückschläge als Wachstumschancen zu nutzen.
Wie du positiv führen kannst
Positives Führen ist eine bewusste Entscheidung und erfordert bestimmte Verhaltensweisen und Einstellungen. Es geht darum, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die Menschen motiviert, ihr Bestes zu geben, ohne sie zu überfordern.
#1 Stärken erkennen und fördern
Statt deine Mitarbeitenden auf ihre Schwächen zu reduzieren, erkennst du, was sie besonders gut können und welche Potenziale in ihnen schlummern, und förderst diese Fähigkeiten.
Tipp: Führe regelmäßige Gespräche, um die individuellen Stärken deiner Mitarbeitenden zu identifizieren. Mache dir eine Liste zu den Stärken und Potenzialen aller Mitarbeitenden. Nutze diese Stärken gezielt bei der Aufgabenverteilung (Seligman 2011).
#2 Anerkennung und Wertschätzung
Lob und Anerkennung sind mächtige Werkzeuge, um positive Emotionen zu fördern. Achte darauf, regelmäßig Erfolge zu würdigen – wie immer gilt: nicht nur bei großen Projekten.
Tipp: Verwende spezifisches Lob. Statt nur »Gut gemacht!« zu sagen, hebe hervor, was genau gut gelaufen ist und warum es wichtig war.
#3 Sinn und Bedeutung vermitteln
Mitarbeitende möchten wissen, warum ihre Arbeit wichtig ist. Hilf deinem Team, eine Verbindung zwischen ihren Aufgaben und den Zielen des Unternehmens herzustellen.
Tipp: Teile deinem Team regelmäßig mit, wie ihre Arbeit einen positiven Unterschied macht.
#4 Positives Klima schaffen
Ein unterstützendes und offenes Arbeitsklima ist essenziell. Fördere eine Kultur, in der Zusammenarbeit, Vertrauen und gegenseitige Unterstützung im Mittelpunkt stehen.
Tipp: Ermutige dein Team zu regelmäßigen Check-ins, in denen sowohl Erfolge gefeiert als auch Herausforderungen besprochen werden können.
#5 Resilienz stärken
Positive Leadership bedeutet nicht, Herausforderungen zu vermeiden, sondern sie konstruktiv zu bewältigen. Du kannst Resilienz fördern, indem du in Herausforderungen Chancen siehst und diese Haltung vorlebst. Achtung: immer ohne Dinge zu beschönigen (Cameron 2008).
Tipp: Nach einem Fehler oder Rückschritt: Besprich gemeinsam mit deinem Team, was gelernt wurde, und leite konkrete Schritte zur Verbesserung ab. Mach deinem Team klar, dass niemand alleine ist und biete deine Unterstützung an.
Positive Leadership heißt nicht, Probleme zu ignorieren
Ein häufiger Irrtum ist, dass Positive Leadership bedeutet, nur auf das Positive zu schauen und schwierige Themen zu ignorieren. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Positive Führung erfordert Mut, auch unangenehme Themen anzusprechen – aber auf konstruktive und lösungsorientierte Weise.
- Konstruktive Kritik: Als positive Führungskraft gibst du Feedback, das auf Entwicklung abzielt. Kritik sollte nicht verletzen, sondern motivieren, besser zu werden (Fredrickson 2001).
- Probleme angehen: Ignorierte Probleme verschwinden nicht – sie wachsen. Positive Leadership bedeutet, diese frühzeitig zu erkennen und anzugehen, bevor sie eskalieren.
- Ehrlichkeit und Transparenz: Positive Führung basiert auf Vertrauen, und Vertrauen entsteht durch Ehrlichkeit. Auch unangenehme Wahrheiten solltest du offen kommunizieren (Seligman 2011).
Wo Positive Leadership an Grenzen stößt
Positive Leadership ist ein kraftvoller Ansatz, aber auch er hat seine Grenzen. Wenn er falsch interpretiert wird, kann er zu unrealistischen Erwartungen führen – etwa der Annahme, dass stets alles positiv sein muss. Doch das Leben, besonders in der Arbeitswelt, ist eher komplex und herausfordernd.
Gefahren von falsch verstandener positiver Führung
- Toxische Positivität: Eine Haltung, die ausschließlich auf das Positive fokussiert ist und negative Gefühle oder Probleme ignoriert, kann langfristig schädlich sein.
- Überforderung durch Optimismus: Ein übermäßiger Fokus auf Stärken und Potenziale kann den Druck erhöhen, immer perfekt zu sein.
- Ignoranz gegenüber realen Problemen: Positive Führung darf nicht dazu führen, dass Konflikte oder strukturelle Defizite unter den Teppich gekehrt werden.
Die Lösung: Positive Leadership ist kein Ersatz für die Lösung von Problemen, sondern ein Ansatz, um schwierige Themen auf eine konstruktive Weise anzugehen. Es geht darum, realistisch zu bleiben und gleichzeitig die Stärken und Potenziale im Team zu fördern.
Fazit: Positives Führen – Eine Balance zwischen Optimismus und Realität
Positive Leadership ist ein wertvoller Ansatz, der weit über ein bloßes Motivationsprogramm hinausgeht. Es hilft dir, das Beste aus deinem Team herauszuholen, indem du eine Kultur des Vertrauens, der Wertschätzung und des Wachstums schaffst. Doch positive Führung ist nicht gleichbedeutend mit Schön-Rederei. Sie erfordert Ehrlichkeit, Transparenz und den Willen, Herausforderungen anzunehmen.
Als positive Führungskraft weißt du: Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen oder Probleme zu ignorieren. Es geht darum, eine Balance zwischen Optimismus und Realität zu finden – und dabei immer das Wohl deines Teams im Blick zu behalten. Positive Führung ist wichtig, aber nicht alles. Sie ist ein Werkzeug, das du bewusst einsetzen musst, um wirklich wirksam zu sein.

Clara Crombach verfolgt die Mission, Führung als positiven Hebel zu etablieren, sodass niemand mehr wegen einer Führungskraft kündigen muss. Sie steht für eine moderne, empowernde Führungskultur. Als Gründerin von cc.creation, zertifizierte Trainerin, Coach und Organisationsentwicklerin unterstützt sie Unternehmen dabei, moderne Führungskulturen zu etablieren, die Mitarbeitende stärken und langfristigen Erfolg sichern. Ihr Ziel: eine Arbeitswelt, die individuelle Bedürfnisse respektiert und Führung neu denkt – für eine erfolgreiche Zukunft.