An einem Montag, 14 Uhr, Zeit für das wöchentliche Abteilungsmeeting. Normalerweise stellt sich nach dem Mittagessen das Suppenkoma ein, doch heute ist es überraschend anders. Ein Kollege referiert. Er beginnt seinen Vortrag mit einer persönlich erlebten Geschichte. Die Teilnehmer blicken gebannt nach vorne und folgen aufmerksam den Ausführungen des Redners. Nur wenige Folien werden gezeigt, sie sind wirkungsvoll bebildert und unterstützen das gesprochene Wort. Mit Blickkontakt und persönlicher Ansprache stellt der Referent Nähe zum Publikum her und es gelingt ihm, positive Emotionen zu wecken und die Zuhörer zu begeistern.
Präsentationen zählen zum alltäglichen Handwerk von Managern, Trainern und Beratern. Sie sind für jedes Unternehmen ein Schlüssel-Faktor für die interne und externe Kommunikation. Mit Präsentationen werden Zusammenarbeit, Unternehmensführung und Marktkontakte gesteuert! Im Berufsalltag jedoch erleben wir häufig nur öde Magerkost, die kaum geeignet ist, etwas nachhaltig zu bewirken.
Überfrachtete Folien, Bullet-Point-Orgien sowie Zahlenfriedhöfe und Textwüsten erreichen keinen der Teilnehmenden und sorgen dafür, dass nichts hängen bleibt. Mancher Sprecher referiert auch noch im Mikado-Stil: keine heiklen Themen berühren, nur nicht anecken oder wackeln. Viele Power Point Vorträge wirken sedierend und fallen unter das Betäubungsmittelgesetz. Die Zuhörer schalten ab und ihr Gähnen ist ein stummer Schrei nach „Aufhören“!
Managementmethode: Emotionen statt Fakten, Erlebnisse statt Daten
Kein Unternehmen kann darauf verzichten, Zahlen, Daten und Fakten zu kommunizieren. Doch für unser Gehirn ist alles, was keine Emotionen auslöst, wertlos. Die Neurobiologie hat eindeutige Belege geliefert, dass Menschen nicht vordergründig vernunftgesteuert sind. Ohne die Beteiligung von Emotionen treffen wir keine Entscheidungen, gelingt keine Zusammenarbeit, funktioniert keine Führung. Für den Referenten heißt das, „trockene Botschaften“ deutlich emotionaler zu präsentieren. Wer Emotionen wecken will, muss sie selbst zeigen. Das gelingt mit persönlichen Anekdoten und spannenden Geschichten. Unser Gehirn ist ein Erlebnisspeicher, kein Datenfresser. Storytelling als personenorientierte Managementmethode ist längst aus dem Schatten des Einschlafrituals im Kinderzimmer getreten und in der Geschäftswelt angekommen. Heute werden Produkte und Dienstleistungen mit Geschichten beworben. Unser Gehirn speichert Informationen und Ereignisse in Form von Geschichten. Und wer seine Präsentation mit narrativen Elementen versieht, trifft direkt in das Herz der Zuhörer.
„Nur wenn wir das bildhafte oder episodische Gedächtnis erreichen“, meint der Psychologe Ernst Pöppel, „können wir Menschen zu einer Verhaltensänderung bewegen. Das Faktengedächtnis allein funktioniert nicht.“
Das gilt auch für Metaphern. Passende Sprachbilder regen die Fantasie der Zuhörer an und besitzen die Kraft, sich tief in der Gedankenwelt zu verankern. Was nicht durch den Bauch geht, bleibt im Kopf nicht hängen. Wenn Bilder in einer Präsentation gezeigt werden, sollten es keine tausendmal gesehenen, sterilen Agenturfotos sein. Zum gesprochenen Wort eignen sich einzigartige Abbildungen. Sie besitzen eine höhere Chance, die Vorstellungskraft des Publikums anzukurbeln. Für Fotos, auf denen Personen gezeigt werden, vor allem ausdrucksstarke Gesichter, gilt das besonders.
Die bewusste Aufnahmekapazität unseres Gehirns ist begrenzt. Pro Sekunde nehmen wir etwa 40 Bits bewusst wahr, aber etwa 11 Millionen Bits pro Sekunde gelangen unbewusst in unser Gehirn. Ein Bit ist die Basiseinheit einer Information. Beim Lesen dieses Satzes verarbeitet Ihr Gehirn etwa 45 Bits. Die Konsequenz für den Referenten ist, nur wenige Botschaften pro Chart zu zeigen, Effekte im Präsentationsmodus sparsam einzusetzen und generell nach dem Leitsatz zu verfahren: Weniger ist mehr! Im Anschluss an eine meiner Präsentationen wendete sich einer der Zuschauer an mich: Steh aufrecht, damit Du gesehen wirst, sprich laut, damit Du gehört wirst, fasse Dich kurz, damit Du gemocht wirst. Das hat sich tief in meinen Erinnerungen eingeprägt.
5 Tipps für deine Präsentation
#1 Wenden dich direkt an das Publikum, nimm Blickkontakt mit Teilnehmenden auf, welche dich anlächeln, das steigert Ihre persönliche Ausstrahlung.
#2 Sprich bei deinen Präsentationen positive Emotionen an, die auf das Publikum abgestimmt sind.
#3 Verfahre nach dem Motto „Weniger ist mehr“. Wenige Charts und wenige Informationen pro Chart
#4 Die Sprache des Gehirns sind Bilder. Präsentiere zum Vortrag passende Bilder und verzichten Sie weitgehend auf Textfolien.
#5 Vermeide Ablenkung. Keine Effekte im Präsentationsmodus, alle für die Aussage unnötige Informationen weglassen, die gesprochenen und präsentierten Botschaften punktgenau fokussieren.

Michael Kühl-Lenjer verknüpft langjährige Vertriebs-, Führungs- und Trainingserfahrungen mit aktuellen Erkenntnissen der Gehirnforschung. Als Business-Trainer und Kommunikationsberater unterstützt er Unternehmen und Ausbildungsinstitute dabei, neurowissenschaftliche Aspekte in ihre Aus- und Weiterbildung einfließen zu lassen. Michael Kühl-Lenjer ist Mitglied in der Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement (AFNB) und bezieht seine neurobiologischen Kenntnisse direkt von Wissenschaftlern.