Wie Sie gestärkt aus Konflikten hervorgehen

Konflikte sind eine unangenehme Sache. Doch Meinungsverschiedenheiten mehr die Regel als die Ausnahme. Tagtäglich werden Erwartungen nicht erfüllt, die Gemüter erregen sich an Missverständnissen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, manchmal eskaliert es … Mit dem 5-Punkte-Plan werden Sie mit vielen Konflikten souveräner umgehen und gestärkt daraus hervorgehen.

»Natürlich, die Klärung meiner Motive und die Ordnung in meinem Inneren sind ja ganz schön. Aber was, wenn es hart auf hart kommt?« Da haben Sie recht. Konflikte, stressige Situationen und kraftraubende Auseinandersetzungen sind die Nagelprobe!

Nehmen wir ein Beispiel, das ich selbst kürzlich erlebt habe. Es ging um im Vorfeld ungenau abgestimmte Honorarzahlungen. Ich bereitete mich anhand des Fünf-Punkte-Fragebogens von Linda Schroeter (2013: 186) auf das Gespräch vor und beantwortete dabei die fünf essenziellen Fragenkomplexe, die für eine erfolgreiche Konfliktlösung angegangen werden sollten:

Die Fünf-Punkte-Methode zur Konfliktlösung

1. Wertschätzung
Was schätze ich an meinem Konfliktpartner?
Was könnte mein Konfliktpartner an mir schätzen?

2. Fakten
Was ist objektiv geschehen?

3. Eigene Reaktion auf die Fakten
Wie fühle ich mich jetzt in dieser Situation meinem Konfliktpartner
gegenüber?
Welche Bedürfnisse stecken dahinter?

4. Perspektive
Was will ich in Zukunft mit dieser Person erleben?

5. Aktion
Was kann ich anders machen?
Habe ich einen Wunsch an meinen Konfliktpartner?

Vorbereitung führt zu Klarheit, Klarheit zur Lösung

Schon während der Bearbeitung der Fragen verschob sich meine Wut von »Die sollen mir mein Honorar für ehrlich geleistete Arbeit zahlen!« zu einer gemäßigteren Betrachtungsweise der Situation »Naja, es war ja im Vorfeld nicht eindeutig abgesprochen; ich ging von der früher üblichen Praxis aus.« Das fand ich eine sehr interessante Bewegung. Schwierig fand ich es bei der Beantwortung der dritten Frage, meine eigene Reaktion, meine Gefühle und meine Bedürfnisse zu artikulieren. Es offenbarte sich da nämlich etwas ganz anderes als eine finanzielle Frage. Das Finanzielle erwies sich nur als äußerer Ausdruck für gewünschte und erwartete Wertschätzung meiner Arbeit und damit letztlich meiner Person. Dies erkennend musste ich innerlich schmunzeln. In dem dann geführten Gespräch konnte ich ganz bei mir bleiben, meine Wahrnehmung der Situation schildern oder was mich dazu bewogen hatte, die Rechnung so gestellt zu haben. Andererseits gelang es mir auch, mich nicht in die Argumentationsweise der anderen Person hineinziehen zu lassen. Versuche wie »Gottfried, das musst du verstehen, wir haben so viele Aktivitäten laufen, da können wir nicht bei jedem einzelnen Dozenten Sonderregelungen treffen« konnte ich ganz ruhig beantworten mit »Ja, das verstehe ich. Aber das ist eure Sache. Ich kann hier nur meine eigene Position vertreten.« Die ruhige und sachliche Gesprächsführung führte schließlich dazu, dass meine Honorarforderung vollständig akzeptiert wurde. Zu früheren Zeiten wäre ich in dieses Gespräch hineingegangen mit einem Gefühl des Ungerecht-behandelt-Seins, mit einem Eifer beziehungsweise sogar innerem Druck, meine Position behaupten zu müssen und so weiter. Vermutlich wäre das Gespräch dann negativ ausgegangen.

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Überraschendes Loslassen

Interessanterweise wurde mir im Nachhinein auch klar, dass ich während der Vorbereitung innerlich eine Entscheidung getroffen hatte. Ich würde mich mit der Person nicht streiten, keinen lang andauernden gerichtlichen Prozess in Gang bringen. Ich hatte das Ziel, mein Honorar, innerlich losgelassen und war einverstanden mit dem, was passieren würde. Im schlimmsten Falle hätte ich auf das Honorar verzichtet. Das wäre zwar schmerzlich gewesen, hätte mich existenziell aber nicht gefährdet. So konnte ich fast spielerisch an das Gespräch herangehen und mit Leichtigkeit das Pingpong-Spiel der Argumente bewältigen

Übung: Gespräch vorbereiten
Steht Ihnen ein Gespräch, womöglich ein unangenehmes, bevor? Das ist Ihre Chance. Bereiten Sie sich mit den fünf Fragen von Linda Schroeter vor. Üben Sie, wenn Sie sich optimal vorbereiten wollen, das Gespräch mit einer vertrauten Person.

Durch eine betrachtende Distanz kann man mit Konflikten besser umgehen und kritische Gespräche vorbereiten. Verständnis für sich und den anderen, Wertschätzung für den anderen und sich selbst und Klärung der Gefühle und Fakten sind wesentliche Aspekte dieser Vorbereitung.

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