Sag das Zauberwort: «NEIN!»

Das Jahr 2023 prägt weiterhin der Ukrainekrieg. Beide Seiten betonen, dass sich hier mehr gegenübersteht, als zwei Armeen. Es geht um Wertegemeinschaften. Es geht um Freiheit. Es geht um Selbstbestimmtheit. Der amtierende US-Präsident Joe Biden bringt es am 21. Februar in Warschau so auf den Punkt: „Autocrats only understand one word: «No.» «No.» «No.» «No, you will not take my country.» «No, you will not take my freedom.» «No, you will not take my future.»“ Und die (westliche) Welt applaudiert.

Scheinheilig

Lass es Dir auf der Zuge zergehen. Wir feiern hier Aussagen, die wir für allgemeingültig halten. Inhalte, für die unsere Vorfahren gestorben sind. Werte, die mit Blut, Schweiß und Tränen erkämpft wurden. Zumindest auf den ersten Blick. Doch schon auf den Zweiten muss ich Herr Biden leider sagen: „Kehr vor Deiner eigenen Tür.“ Sollte er diese Kampfansage ernst meinen, müsste er – zusammen mit all seinen Kolleg:innen der hohen Politik – noch ganz andere Dinge tun. Dann wäre es seine Pflicht, gegen die Eigentümer- und Unternehmer:innen der westlichen Welt in den Widerstand zu gehen. Auf Basis dieser Argumentation sind harte Sanktionen gegen sie unausweichlich. Private Vermögen wären einzufrieren. Nahezu alle Firmen wären zu verstaatlichen. Denn praktisch jede:r Unternehmer:in ist qua Gesetz ein:e Autokrat:in – zumindest in der eigenen Firma. Doch ich setze mich hier keineswegs für eine Wiederkehr des Realsozialismus ein. Nein! Ich will vielmehr, dass wir endlich unsere, im letzten Jahrhundert feststeckende, Demokratie sinnvoll weiter entwickeln.

Dafür trifft Biden ebenso den Nagel auf den Kopf, wie im Bezug auf den Ukrainekrieg. Stell Dir die Aussage, geringfügig verändert, einmal so vor:

Konsequent

„Autocratic company leader only understand one word: «No.» «No.» «No.» «No, you will not take my productivity.» «No, you will not take my freedom.» «No, you will not take my future.»“

Politiker:innen, die den Mut hätten, dieser Aussage Taten folgen zu lassen. Die daraufhin Gesetze ändern würden. Die Rahmenbedingungen schaffen, in denen demokratische Unternehmer:innen Recht haben und autokratische Geschäftsführungen Unrecht. Diese Politiker:innen können dann sagen: „Das ist ein (sozialer) Fortschritt. Das ebnet die Bahn für eine faire Wirtschaft.“

Lustig ist, betrieblich ist das heute ohne weiteres möglich. Ich erlebe es jeden Tag. Es braucht keinen Sozialismus und keine weitere Einmischung durch die Staatsvertreter:innen. Leider bin ich mit dieser Art zu arbeiten Teil einer winzigen Minderheit. Ich gehöre zu einer Randgruppe, die es verdient, zu wachsen. Ökonomischer Erfolg und die Freiheit: «Nein!» sagen zu können, das widerspricht sich nur in den Köpfen von Autokraten. 

Vielen Dank an Joe Biden für die klaren Worte, die ich mit diesem kurzen Essay unterstreichen möchte.

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