Wie Sie unfaire Angriffe erfolgreich abwehren

Ob neu in der Firma oder nur der profilierungssüchtige Kollege. Angriffe, die nicht auf Argumente zielen, sondern auf Sie sollten Sie, nicht einfach hinnehmen. Die Kommunikationsexpertin Monika Heilmann zeigt Ihnen, wie Sie mit geschickten Rückfragen deeskalieren und ihr Gegenüber dezent in die Schranken weisen.

Unfaire Angriffe, Killerphrasen oder rhetorische Tiefschläge können demjenigen, der sie einsetzt, einen vermeintlichen momentanen Erfolg bringen. Der Gesprächspartner wurde möglicherweise für einige Zeit aus dem Konzept gebracht. Welchen Nutzen bringt das für Ihr Gespräch? Überhaupt keinen! Nur Nachteile!

Derartige Angriffe oder unfaire Argumentationen dienen weder einem guten Gesprächsverlauf noch der Sache. Dem anderen Menschen so richtig eins auszuwischen, mag das eine oder andere Mal zu einem inneren Machtgefühl und Triumph verhelfen, aber zum Erfolg führt es nicht. Verbunden mit Genugtuung deuten solche Verhaltensweisen jedoch auf niedere Beweggründe und ein schwaches Selbstwertgefühl des Angreifers hin. Wenn sich jemand nur gut fühlt, wenn er andere erniedrigt und ihnen eins auswischt, was muss das für ein Mensch sein!

Außerdem zeigt sich in einem derartigen Verhalten ein Mangel an Wertschätzung gegenüber dem Gesprächspartner. Unfaires Verhalten vergiftet das Gesprächsklima. Damit stehen das gegenseitige Vertrauen und die langfristige Geschäfts- oder Arbeitsbeziehung auf dem Spiel.

Was Sie bei unfairen Angriffen, Killerphrasen oder Argumentationen auf keinen Fall tun sollten:
Rechtfertigen oder verteidigen Sie sich nicht!

  • Schlagen Sie nicht zurück!
  • Geben Sie keine Erklärungen ab!
  • Nicht laut oder beleidigend werden!
  • Verfallen Sie nicht in Drohungen!
  • Zweifeln Sie die Kompetenz des anderen nicht an!
  • Treiben Sie niemanden in die Enge!
  • Erzeugen Sie keine Schuldgefühle!
  • Nichts abstreiten oder zustimmen!

Tipp: Lassen Sie Schlechtes an sich abprallen und nehmen Sie Gutes auf!

Sind die Angriffe auf Sie äußerst unhöflich, ja sogar dumm bis dreist, ist das kein Zeichen von Intelligenz Ihres Gesprächspartners. Achten Sie allerdings bitte darauf, dass Sie Ihren Gesprächspartner nicht in die Enge treiben, ein Getriebener schlägt möglicherweise aus Verzweiflung mit unfairen Angriffen um sich. Wenn Sie in einem Gespräch unfairen Angriffen ausgesetzt sind und auf diese eingehen möchten, ist es ratsam, emotional intelligent und deeskalierend zu kontern. Die beste Möglichkeit ist nach wie vor: Ignorieren Sie den Angriff und lassen Sie diesen ins Leere laufen. Wenn Sie möchten, können Sie Ihre emotionale Betroffenheit formulieren – mit der Ich-Botschaft.

In meinen Seminaren und Coachings fragen Teilnehmende häufig, wie auf unfaire Angriffe und Attacken verbal kräftig gekontert werden kann, sodass es beim anderen sitzt. Nicht zu reagieren, nichts zu tun, zu schweigen und ruhig zu bleiben, das wird von den Teilnehmenden oft als Hilflosigkeit interpretiert und diesen Eindruck möchten sie nicht hinterlassen.

Denken Sie daran – offenkundig ist: Ein Gesprächspartner, der Sie mit unfairen Angriffen und Attacken provoziert, möchte Sie aus der Ruhe bringen. Wenn Sie sich provozieren lassen und darauf eingehen, erreicht er sein Ziel. Bleiben Sie daher ruhig, zeigen Sie nicht, wie sehr Sie möglicherweise die Äußerung ärgert oder wütend macht. Wechseln Sie wieder zum Sachthema oder zählen Sie innerlich bis Hundert. Wenn es sein muss auf Zweihundert!

Stellen Sie Ihren Gesprächspartner nicht bloß! Wenn er sein Gesicht verliert, verlieren Sie das Gespräch. Bevor Sie zurückschlagen und die Situation eskalieren könnte, bleiben Sie einfach ruhig und sagen Sie nichts! Danach reden Sie überlegt und sachlich weiter. Um gegebenenfalls Ihre eigene Betroffenheit nach einem Angriff auszudrücken, können Sie durchaus Ihre Emotionen in einer Aussage, einer Ich-Botschaft (siehe Kapitel 4), formulieren. Das hat zusätzlich die Wirkung, dass Sie keine Emotionen unterdrücken, die sich, je mehr Sie diese verstecken wollen, durch eine laute Stimme, einen roten Kopf oder durch Magenschmerzen melden.

Sie können das beispielsweise so formulieren: „Ihre Äußerung trifft mich und ärgert mich. Sie können das sicher verstehen. Lassen Sie uns bitte wieder inhaltlich diskutieren/reden.“

Diese Vorgehensweise ist empfehlenswert, wenn Ihr Ärger wirklich sichtbar oder hörbar wird. Andernfalls gilt nach wie vor: Lieber nichts sagen und kein Öl ins Feuer gießen! Nicht provozieren lassen! Ruhig bleiben. Lassen Sie die Angriffe verhungern. Wenn Sie mit Gegenargumenten oder Gegenangriffen reagieren, geben Sie dem Geschehen Nahrung und der Konflikt wird wachsen.

Beispiele

Killerphrasen oder unfaire AngriffeMögliche Antworten darauf

„Das haben wir noch nie gemacht.“
„Das haben wir schon immer so gemacht.“

„Was spricht dagegen, etwas Neues auszuprobieren?“
„Wofür ist es Ihnen wichtig, die bisherige Vorgehensweise beizubehalten?“
„Das sehen Sie völlig falsch!“„Was genau sehen wir/sehe ich Ihrer Meinung nach falsch?“
„Wir haben jetzt keine Zeit für solche Kleinigkeiten.“„Wann können wir uns gemeinsam Zeit nehmen, um diese wichtige Frage zu klären?“
„Ständig machen Sie dies oder das.“

„Was genau meinen Sie, was ich tue?“

„Sie verstehen überhaupt nichts.“ „Davon haben Sie keine Ahnung.“„Was genau meinen Sie, das ich nicht verstehe?“
 Passend auf unterschiedliche Angriffe ist:
„Was möchten Sie damit sagen?“
„Wie meinen Sie das genau?“
„Auf was beziehen Sie sich?“
„Wie/wo zeigt sich das konkret?“
„Es tut mir leid, dass Sie das so sehen.“


Kompakt:
Lassen Sie unfaire Attacken und Angriffe am besten ins Leere laufen, bleiben Sie ruhig und sagen Sie überhaupt nichts – ignorieren Sie die Provokation! Knüpfen Sie an den letzten Gesprächspunkt an, an dem Sie einen Konsens hatten, oder stellen Sie eine Frage auf die Sachlage bezogen. Eine Brücke bauen Sie dem anderen, wenn Sie den letzten sachlichen Punkt wiederholen, so kann der andere wieder sachlich einsteigen, wenn er sich in einem unfairen Angriff vergaloppiert hat. Widerlegen Sie unfaire Argumentationen inhaltlich und fachlich kompetent.

Eine ausgezeichnete Reaktion auf unfaire Angriffe ist natürlich – Humor! Wem es in einer derartig schwierigen, provokativen Gesprächssituation gelingt, andere Menschen zum Lachen zu bringen, der hat gewonnen! Der frühere Bundeskanzler Adenauer hat den Angriff „Früher haben Sie aber eine ganz andere Meinung vertreten“ mit „Wollen Sie mir verbieten dazuzulernen?“ gekontert.

Tipp: Schauen Sie sich Fernsehdiskussionen mit einem Notizblock und Stift in der Hand an und notieren Sie sich faire, sachliche und humorvolle Antworten auf Angriffe. Merken Sie sich diese als Beispiele für Ihre Gesprächssituationen. Beobachten Sie, was passiert, wenn auf Provokationen mit weiteren Angriffen reagiert wird.

Die Autorin

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