Wie kann ich „Gesprächsangriffe“ erfolgreich abwehren?

Unfaire Angriffe erlebt jeder von uns beruflich sowie privat immer wieder. Man erkennt sie häufig daran, dass sie vom eigentlichen Thema ablenken und gegen das „Fairplay“ des Miteinanders verstoßen. Der Angreifer will verhindern, dass der Gesprächspartner die eigenen Interessen wahrt oder seine Fehler/Verhaltensweisen aufdeckt. Ziel ist es, ihn zu verunsichern und ihn in seinem Standpunkt zu erschüttern.

Gesprächsangriffe können verdeckt oder offen geschehen. Sicherlich hast Du diesen Mechanismus selbst schon einmal erlebt: Dein Gegenüber versucht Dich zu emotionalisieren, Dich dazu bringen, verletzt zu sein, Deine Selbstkontrolle zu verlieren.

Manchmal kann das sehr subtil und geschickt geschehen. Die Folge ist: Du hast den „Absprung“ nicht rechtzeitig genug geschafft und sitzt nun in der Rechtfertigungsbeziehungsweise Verteidigungsfalle, hast ein schlechtes Gewissen oder stehst selbst als „Täter“ da. Es ist wie ein toxischer Kreislauf.

Was kannst Du tun, um Dich zu schützen? Wenn Du auf Angriffe reagierst, dann kannst Duversuchen, das Gespräch aufrechtzuerhalten, oder das Gespräch beispielsweise durch Schlagfertigkeit zu beenden. Grundsätzlich ist es zunächst hilfreich, dass Du Dich stärkst und innerlich bei Angriffen zur Seite trittst: Nimm den Angriff unpersönlich und konzentriere Dich auf den Mechanismus. Sei stärker als Dein verletztes Ego und führe Dir die Unfähigkeit und Überforderung Deines Gegenübers vor Augen:

„Je mehr Schwäche, desto mehr Verzerrung, Machtmissbrauch und Lüge ist notwendig. Wahre Stärke kann aufrichtig sein und eine Spiegelung aushalten!“

Der Angreifer ist für eine echte, zielführende und faire Auseinandersetzung nicht kompetent und stark genug. Ihm fehlen dazu Größe und Werkzeuge der gewaltfreien Kommunikation. Sein Ego sieht sich bedroht und geht deshalb in den Angriff über. Versuche die Aufmerksamkeit schnell wieder auf die Sache zu lenken und zunächst im Gespräch zu bleiben. Egal, ob Du offene, oder eher verdeckte Manipulation erkannt hast, bleibe möglichst selbstbewusst, ruhig, gelassen und lasse Dich auf keinen Fall einschüchtern. Falle weder auf Dominanzverhalten, noch auf Imponiergehabe oder Schmeichelei herein. Enttarne die Absicht und erwähne deutlich, dass Du kein Interesse an Spielchen hast. Mache klar, dass Du diese Form der Kommunikation nicht zulässt und äußere, was Du Dir stattdessen wünscht.

Typische „Gesprächsangriffe“ und Techniken sind:

  • persönlich beleidigen
  • erpressen, drohen, Macht einsetzen, verhören, aggressiv werden
  • lügen, Tatsachen verdrehen, verwässern, verzerren (Ursache-Wirkung verdrehen)
  • nicht verstehen wollen, blockieren, ausweichen
  • Informationen bewusst zurückhalten
  • „Schwarz-weiß-Malerei“
  • sabotieren
  • Scheinargumente nutzen, falsche Behauptungen aufstellen
  • Zeitdruck erzeugen
  • dramatisieren, emotionale Erpressung (z.B. Weinanfall)
  • verunsichern
  • ein schlechtes Gewissen erzeugen
  • überreden, schmeicheln

Ebenso kann ein Angriff erst nach einem Gespräch erfolgen: intrigieren, lästern, Vereinbarungen nicht einhalten oder uminterpretieren, Tatsachen verdrehen. Versuche deshalb wichtige Vereinbarungen konkret zu fassen und schriftlich zu hinterlegen. Erkenne diese Muster und benenne sie innerlich. Das ist ein wesentlicher Schritt, um Dich zu distanzieren.

Wechsle dann die Position: Reagiere nicht unbewusst und abhängig, sondern agiere bewusst. Flüchte nicht, lasse Dich nicht unterdrücken oder zeige das gleiche Verhalten wie der Angreifer. Behalte einfach immer wieder Dein Ziel vor Augen und blicke mit Größe und einer gewissen Herzensgüte auf die Situation (auch, wenn es Dir zunächst extrem schwerfällt). Versuche zunächst einen gemeinsamen Weg zu finden und eine Brücke zu bauen. Bewege Dich aus der Position des Angeklagten, indem Du selbst viele Fragen stellst und Informationen sammelst. Versuche ein Miteinander zu erzeugen anstatt ein Gegeneinander.

Falls Du eine Manipulation lieber unkommentiert übergehen möchtest, ist es wichtig, dass Dein Gegenüber merkt, dass Du den Versuch trotzdem wahrgenommen hast: Führe beispielsweise gezielt eine kurze Pause (Stille) ein oder wiederhole immer wieder die Punkte, auf die es Dir ankommt. Betone Deinen Wunsch des Miteinanders. Sei direkt und hartnäckig. Beobachte Dein Gegenüber, identifiziere Dich nicht mit weiteren Angriffen und werde dafür durchlässig. Lasse nichts anhaften und bleibe achtsam. Atme immer wieder tief durch.

Wenn es keine faire Lösung gibt, ist aktives Aussteigen unbedingt notwendig.

Du wirst sehr genau spüren, wenn der Angreifer jede Lösung blockieren möchte oder die Kreise immer enger und unfairer zieht. Hier kannst Du nichts mehr bewegen!

Stoppe das Gespräch eindeutig und begründe die Unterbrechung. Mache dann einen Vorschlag, wie/wann es weitergehen soll oder frage den Angreifer nach einer Idee. Verinnerliche Dir eine Grundregel:

Weitere Diskussionen werden einen toxischen Kreislauf niemals beenden, sondern immer weiter verstärken. Du kannst niemanden konstruktiv überzeugen, der dafür nicht offen sein kann.

Hier noch einmal mein Notfallset der möglichen Abwehrstrategien:

  • NICHTIDENTIFIKATION: Aussage nicht persönlich nehmen, emotionale Distanz
  • Aussage ganz konkret wiederholen lassen
  • Möglichen Grund für den Angriff verbalisieren, den Nutzen hinterfragen
  • Kurze Pause, nicht kommentieren und einfach weitermachen
  • Form beanstanden und bei Wiederholung Gespräch freundlich, aber bestimmend beenden
  • Konkrete Beispiele einfordern und kritische Fragen stellen
  • Eine Brücke bauen und das Ziel immer wieder strikt und klar betonen
  • Den Angreifer mit Liebe und Empathie kampfunfähig machen
  • Auf keinen Fall rechtfertigen, sich anstecken oder verunsichern lassen

Begegne Deinem Gegenüber in aufrechter Körperhaltung, suche Blickkontakt und lächle innerlich. Ich weiß, dass meine Tipps Dir einiges abfordern werden. Es ist ein Trainingsprozess, der Dich immer besser und stärker macht.

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