Hochleistungsorganisationen brauchen mental fitte und flexible Mitarbeiter

Mentale Fitness und Flexibilität sind für eine Organisation, wenn sie eine Hochleistungsorganisation sein möchte, unerlässlich. Und das gilt von den Mitarbeitenden bis zu den Führungskräften.

Was können Führungskräfte tun, um ihre Mitarbeitenden darin zu unterstützen? Was können die Mitarbeitenden tun, um sich gegenseitig darin zu unterstützen? Und wie können Führungskräfte und Mitarbeitende gemeinsam dafür sorgen, die Organisation als Ganzes mental fit und flexibel auszurichten und sie robust aufzustellen?

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Die Antwort darauf ist einfach: Mentale Fitness ist uns Menschen nicht angeboren. Also muss jeder einzelne von uns sie erlernen – damit seine individuelle mentale Fitness nicht nur ihm selbst, sondern auch allen anderen und damit dem großen Ganzen zugutekommt. Das bedeutet in erster Linie zwar Arbeit, ist aber auch eine riesige Chance für jeden von uns! Sicherlich haben diejenigen Vorteile, die die dahinterliegenden Kompetenzen – wie eine gewisse Zielgerichtetheit, Flexibilität und Frustrationstoleranz – schon als Kind in ihrem Elternhaus gelernt haben. Doch auch für alle anderen gilt: Mentale Fitness und Flexibilität lassen sich lernen und trainieren! Sich darauf zurückzuziehen, dass man ja den nötigen Biss nicht mitbekommen habe und deshalb nun leider sein Potenzial nicht wirklich auf die Straße bringen könne, gilt nicht! Sich hinter einer solchen Ausrede zu verstecken, hieße, die Verantwortung für den eigenen Weg oder auch das eigene Scheitern an andere abzugeben.

Mentaltraining ist ein erfolgreiches Verfahren

Mentales Training ist im Spitzensport ein seit vielen Jahren erfolgreich angewandtes Verfahren zur Wettkampfvorbereitung. Sportlern gelingt es dadurch, am Tag des Wettkampfs nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit zu sein, ihr Potenzial abzurufen und es in die bestmöglichen Wettkampfergebnisse umzusetzen. Ein Teil der mentalen Techniken kann auch im Business eingesetzt werden. Denn auch hier geht es wie beim Sport um gewisse grundlegende mentale Kompetenzen und Fähigkeiten. Egal, ob es sich um Verhandlungen mit potenziellen Kunden oder Investoren handelt, um Präsentationen zur Vorstellung neuer Projekte oder um Personalgespräche: Diese Techniken helfen, wenn es darauf ankommt, gleichzeitig präsent, leistungsfähig, zentriert, stark, flexibel und aufmerksam zu sein. Die dadurch zu erlangende Klarheit in jeder Situation zu haben, ist der entscheidende Faktor.

Die eigenen Gedanken wahrnehmen

Wie lassen sich diese Techniken erlernen? Grundlage und erster Schritt des Lernens ist immer die Auseinandersetzung mit sich selbst. Sie ist der stärkste Wirkmechanismus, auf den wir zugreifen können, aber auch die härteste Schule, durch die wir im Leben gehen. Sich selbst als den härtesten Gegner zu begreifen und damit als Feind, als Hindernis zu sehen, mag zwar in die Rhetorik der (sportlichen) Wettkämpfe passen, ich verspüre jedoch gewisse Widerstände gegen diese Formulierung. Der Fokus sollte sich nicht auf Gewinnen oder Verlieren richten, weder gegen den realen Gegner noch gegen die inneren Anteile in uns selbst, sondern vielmehr darauf, in jedem Moment das Beste zu geben, zu dem wir fähig sind. Sich auf Gewinnen und Verlieren zu konzentrieren, erzeugt Angst, lähmt die Leistung, verhindert Konzentration, Präsenz und Flexibilität – also genau das, was nötig wäre, um sein volles Potenzial zu entfalten und sich schnell auf Veränderungen einzustellen. Auch gute sportpsychologische Vorbereitung im Spitzensport zielt nicht auf Gewinnen ab, sondern darauf, dass jeder Einzelne – egal, ob im Individual- oder Mannschaftssport – seine bestmögliche Leistung in den entscheidenden Situationen abrufen kann. Bei den olympischen Sommerspielen in Tokio 2021 sagte eine Leichtathletin im Interview nach ihrem Ausscheiden im Halbfinale, dass sie jetzt im Finale stünde, wenn sie ihr Können heute hätte zeigen können! Die Athletin brachte es auf den Punkt – und im Businessalltag geht es vielen Mitarbeitenden ganz genauso. Wer jedoch die Auseinandersetzung mit sich selbst nicht als Kampf sieht, sondern als eine friedliche, wohlwollende und neugierige Beschäftigung mit dem eigenen Inneren und als Weiterentwicklung der vorhandenen Anlagen, ist auf dem richtigen Weg.

Der erste Schritt dorthin ist das aufmerksame Wahrnehmen der eigenen Gedanken und des daraus resultierenden Handelns. Die meisten unserer alltäglichen Aufgaben erledigen wir unbewusst, das heißt, wir hinterfragen dabei nicht unser Denken. Wir lassen uns von unreflektierten Gedankenmustern und Glaubenssätzen wie von einem Autopiloten in unseren Handlungen steuern – anstatt frei zu entscheiden, wer wir sein möchten, was wir tun und wie wir reagieren wollen. In diese Kategorie von Steuerungsinstrumenten gehören für mich übrigens auch sämtliche Zuschreibungen von außen, mit denen wir uns unbewusst identifizieren. Meine Mitarbeiterin hätte zu jedem Zeitpunkt selbst entscheiden können, wie sie mit der schlechten Bewertung umgeht, die ihr aufgedrückt wurde – ob sie sich davon leiten lässt oder nicht. Sie hat sich unbewusst damit identifiziert. Sich solche Vorgänge bewusst zu machen und dann frei zu entscheiden, ob man sich die Kontrolle über die eigenen Gedanken und Emotionen und damit letztlich die eigene Leistungsfähigkeit gibt – darum geht es.

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