Wie bringt man im Workshop oder Seminar den Teilnehmern Führung, Selbstorganisation, Vertrauen, Mikromanagement oder Kollaboration bei? Ganz einfach spielerisch mit dem Boss Worker Game.
Vorbereitung
Klebe in der Mitte des Raumes ein Quadrat mit circa eineinhalb mal eineinhalb Metern Größe für zwölf Teilnehmer ab.
Anmoderation
Bei diesem Spiel ist die Anmoderation essenziell, damit die Teilnehmer sich auf das Spiel einlassen und seine Absurdität akzeptieren.
Meine Anmoderation geht in der Regel so:
»Ich habe schlechte Neuigkeiten. Ich habe eben die Nachricht bekommen, dass Aliens die Erde erobert haben und drohen, uns alle zu vernichten und aufzufressen. Zum Glück haben sie uns jedoch die Möglichkeit gegeben, sie anders zu bezahlen. Wir sollten diese Möglichkeit wahrnehmen. Und zwar wollen die Aliens Schritte haben (an dieser Stelle mache ich ein, zwei Schritte), da sie keine Beine haben. Außerdem haben uns die Aliens beobachtet und gelernt, dass es bei uns Chefs/Manager und Arbeiter gibt. Und genau so wollen sie ihre Schritte geliefert bekommen. Damit die Schritte auch korrekt abgerufen werden können, haben sie uns eine Arbeitsfläche zur Verfügung gestellt (ich deute auf das abgeklebte Quadrat).
Zuerst teilen wir uns in die zwei Gruppen auf. Rechts Arbeiter, links Manager. Versuche die Gruppe so zu trennen, dass der eigentliche Chef zum Arbeiter wird.
Jetzt bilden wir jeweils Paare. Ein Manager hat jeweils einen Arbeiter. (Bei ungeraden Teilnehmerzahlen gibt es einen Zuschauer.) Alle Arbeiter gehen jetzt bitte auf die Arbeitsfläche.
An dieser Stelle erkläre ich den Teilnehmern den Spielablauf und die Regeln:
- Die Arbeiter kennen drei Anweisungen: vorwärts (ich mache einen Schritt nach vorne), links herum (ich drehe mich um neunzig Grad nach links) und rechts herum (ich drehe mich um neunzig Grad nach rechts).
- Die Arbeiter führen immer nur eine Anweisung aus und bleiben dann stehen. Wollt ihr als Manager, dass sie drei Schritte geradeaus gehen, müsst ihr also dreimal »vorwärts« sagen.
- Während die Arbeiter laufen, zählen sie mit. Sobald sie dreißig Schritte gemacht haben, heben sie die Hand und bleiben stehen. Du als Facilitator nimmst die Zeit, sobald einer und alle fertig sind.
Tipp: Übe die Anmoderation ein paar Mal, bevor du das Spiel spielst. Das gibt dir Sicherheit und eine »runde Story«.
Durchführung
Runde eins: Wenn alle die Anmoderation verstanden haben, startet das Spiel. Manchmal sprechen sich die Manager ab. In der Regel gibt aber jeder Manager seinem Arbeiter sofort Anweisungen. Nach etwa zwei Minuten hat jeder Arbeiter seine dreißig Schritte absolviert.
Tipp: Stelle nach circa dreißig Sekunden ein bis zwei Stühle als Hindernis auf die Arbeitsfläche. Manchmal kommt es vor und ihr habt Manager, die diese Stühle sogar wieder entfernen.
Runde zwei: In der zweiten Runde erzählst du, dass die Aliens von einer neuen Organisationsform gehört haben, in der die Arbeiter selbst darüber entscheiden, wie sie arbeiten. Das wollt ihr nun ausprobieren. Ab jetzt dürfen die Arbeiter selbst laufen. Natürlich zählen sie wieder mit. Die Manager dürfen Pause machen … oder Kaffee trinken oder … Nach circa fünfundvierzig Sekunden sind alle Schritte geliefert. Damit endet das Spiel.
Tipp: Vergiss nicht, auch in der zweiten Runde Stühle auf die Arbeitsfläche zu stellen.
Debriefing
Nach Ende des Spiels reflektieren die Teilnehmer meistens bereits viel über das Geschehene. Diese Debriefingfragen geben weitere Impulse:
- Wie haben sich die Manager in Runde eins verhalten?
- Wie haben die Arbeiter auf die eingestellten Hindernisse (Stühle) in Runde eins und zwei reagiert?
- Wie haben sich die Arbeiter in Runde eins und zwei gefühlt? Und wie die Manager?
- Was ist den Managern in der zweiten Runde im Vergleich zur ersten aufgefallen?
- Welche Parallelen erkennt ihr zu eurem Arbeitsalltag?
Remotemodus
Das Spiel ist genauso gut remote umsetzbar. Die grundlegenden Spielelemente bleiben hierfür gleich. Statt eines physischen »Arbeitsraumes« braucht es einen digitalen. Hierfür bereitest du am besten ein Raster (Grid) mit vier mal vier, also insgesamt sechzehn Feldern vor. Jeder der Arbeiter bekommt ein Icon, welches du in dem Felderraster platzierst. Ab jetzt läuft alles wie im originalen Boss Worker Game. Die Bosse geben Instruktionen an ihren jeweiligen Arbeiter. Ob sie alle laut durcheinanderschreien oder den Chat benutzen, bleibt ihnen überlassen.
Die Arbeiter zählen jetzt als Onlineteilnehmer mit und nach dreißig Schritten ist Schluss. Dieses Ergebnis markieren sie, indem sie ihr Icon auf dem Whiteboard grün färben. Wichtig ist, dass während des Spiels kein Feld doppelt belegt werden darf. Mit anderen Worten: In dem Feld, in dem bereits eine Person steht, darf keine weitere hinzukommen.
Tipp: Stelle auch beim Onlinespielen Hindernisse in das Feld, um ein bisschen Chaos zu stiften.
Christian Böhmer schafft es, Komplexes einfach wirken zu lassen. Er ist spezialisiert auf agiles Arbeiten und dessen Einführung im skalierten Umfeld. Mit über zehn Jahren Trainings- und Coachingerfahrung versteht er es, Menschen nicht nur abzuholen, sondern mitzunehmen und zu begeistern.