Veränderung ist die kleine Schwester der Transformation. Veränderung kann sein: ein neuer Haarschnitt, ein Umzug, ein Jobwechsel, eine neue Meinung. Aber auch noch mehr. Veränderung kann eine Fehlgeburt sein, eine Diagnose. Transformation ist der große Knall. Der Moment, in dem du nicht mehr dieselbe bist. In dem ein Teil von dir stirbt, damit ein anderer geboren werden kann. Transformation ist der Phönix aus der Asche. Und Asche entsteht nun mal nur durch Feuer.
Ich weiß, wovon ich spreche, so bin nicht ohne Grund drei Wochen allein über die Alpen gelaufen oder suche mir auch jetzt weiter stetig Herausforderungen, an denen ich wachsen kann. Nicht, weil mir langweilig war. Sondern weil ich spürte: Es wird Zeit für eine Veränderung. Zeit, alles hinter mir zu lassen, was mich eng machte. Zeit, meine Lebenskonzepte zu überprüfen und zu hinterfrage. Zeit, meine Grenzen zu sprengen. Zeit, mich auf einer alleinigen Reise länger und ausschließlich mit mir selbst zu beschäftigen. Ebenso die Marathons. Ich lief New York nicht, weil ich die Skyline sehen wollte. Sondern weil ich wissen wollte: Wie viel kann ich mir abverlangen? Wie weit kann ich gehen, über das hinaus, was ich bisher für möglich hielt? Und ja – ich habe viele Schicksalsschläge erlitten. Der Tod meines Partners. Der Tod meines engsten Freundes. Der Tod meiner Katze. Alles in wenigen Monaten. Das waren keine simplen Veränderungen. Das waren Tsunamis. Zusammenbrüche meiner Zukunft. Trennungen, die mir den Boden unter den Füßen rissen, mich aber auch haben erfahren lassen, was mich von innen aufrecht hält. Eine besondere Zäsur ihresgleichen. Doch gerade da liegt der Kern: Transformation beginnt, wenn dein altes Leben zerbricht. Wenn der Teppich unter deinen Füßen wegrutscht. Wenn du in die Knie gehst, weil du keinen anderen Halt mehr hast.
Warum Transformation uns in die Knie zwingt
Transformation heißt: Nichts bleibt, wie es war. Oder: Persönliche Transformation bezeichnet den tiefgreifenden inneren Wandel von Überzeugungen, Denk- und Verhaltensmustern, der zu einer neuen Selbstwahrnehmung und Lebensgestaltung führt.
Hier ein paar Beispiele:
- Dein altes Selbstbild löst sich auf.
- Deine alten Sicherheiten brechen weg.
- Beziehungen verändern sich.
- Dein ganzes Koordinatensystem verschiebt sich.
Es ist kein Prozess, den du in eine nette To-do-Liste packen kannst. Transformation passiert körperlich. Emotional. Spirituell. Sie klopft oft an, wenn es oft überhaupt nicht passt.
Du wirst gezwungen, Fragen zu stellen wie:
- Wer bin ich jetzt noch, wo das Alte weg ist?
- Was gibt meinem Leben Sinn?
- Warum bin ich hier?
- Wofür lohnt es sich, weiterzumachen?
Kein Modell der Welt kann dir diese Fragen abnehmen. Das müssen wir für uns selbst tun. Auch all die Modelle, die in den üblichen Coachings und Trainings vorgestellt werden, mögen Leitplanken sein, die uns beim Klären und in den notwendigen Reflexionsphasen helfen. Doch die wahren Antworten müssen wir in uns selbst finden. Dafür sind auch diese besonderen Transformationsräume hilfreich, von denen ich hier schreibe. Methoden, Interventionen, die etwas in uns hervorkitzeln, was im Alltag nicht unter dem Teppich des Alltags hervorkommt.
Die Verarbeitung meiner Transformations- und Veränderungsschritte geschieht im Schmerz, im Weinen, in den Stunden mit mir. Tagebuchseiten vollschreibend, stromernd durch die Wiesen und Felder meines Landes, bei den Meistern und Meisterinnen sitzend, die mich dahin führen sollen, die mir Wege aufzeigen mögen, die mich weiterbringen, wo sie selbst sind. Raus aus den Erklärungen meiner eigenen Welt. Denn die hat mich NUR dahin getragen, wo ich jetzt bin.
Ohne Schmerz geht es nicht. Die innere Einkehr ist mehr als das tägliche Eisbaden, welches ich bei LinkedIn begründe und davon erzähle. Es sind die Schlangentage, die der Häutungen, der Tage, wo ich die Gleichgesinnten anrufe, wo ich im Übergang hänge und weitere Wagnisse des Hinterfragens wage. Dazu suche ich mir selbst Menschen und Phasen, in denen ich kokongleich abtauche, mich in ein Transit-Gefühl begebe. Das sind nicht klassischen Goldprogramme der eigenen Zunft, das sind spezielle Transformationsräume.
Oft braucht es ein Anhalten. Ein Innehalten. Wie die Zeiten mit den Ältesten (die es in unseren Kulturen kaum noch gibt), die Zeiten in der Schwitzhütte, im Übergang, in der Stille. Dem kostbaren Raum, den jemand für dich hält, der dich liebt. Auch auf der professionellen Ebene. Das Fallen aus der Zeit (Deshalb sind sechzig oder neunzig Minuten Session meines Erachtens absurd für tiefe Prozesse). Diese Zeit, die uns im Alltag kaum möglich ist. Eine Zeit, wo keiner klopft außer uns selbst. Diese Zeiten braucht es aber auch. Gerade im üblichen Seminargeschehen, wo wir ständig professionell reflektieren, uns austauschen, wie »denn nun Methode XY auf uns gewirkt hat«. Doch »mal ganz ehrlich«, wie ehrlich sind wir dabei, wenn wir so offiziell in einem hochpreisigen Seminar daherkommen und zur Reflexion eingeladen werden. Zwischen Tools und Rollenspielen versuchen wir unser Antlitz zu wahren. Mitten im Geschehen sind wir oft nicht in unserer Mitte und brauchen einen nahrhaften Halt. Etwas, was uns als Mensch, jenseits der Konformität, aus den befestigten Ufern löst und gerade dann zum Flussbett wird. Das mag der Mensch sein, der dort war, wo wir hinwollen, der zumindest von seinem eigenen Weg erzählt. In diesen Momenten, diesen Drehmomenten brauchen wir ein Gegenüber, welches sein Wissen nicht aus Büchern oder Seminaren hat. Ein Gegenüber, dessen Schweiß nach Leben riecht und nicht nach Komfort und Gemütlichkeit.
Und alle anderen Anliegen, die mit einer Selbstperformance App besiegelt werden können, dessen Coaching mit der KI bravourös gemeistert werden kann, die möchten dort auch bleiben. Doch wenn es tiefer gehen soll, dann brauchen wir eine Art vertrautes Gefühl wie das eines Stammes, das Gegenüber, welches wir spüren können, welches anfassbar ist und welches uns durch die Stunden, Schritte, Phasen meiner nächsten Schritte sind. Weil dieses Gegenüber dort war, wo wir hinwollen.
Phönix aus der Asche
Es gibt im Leben Momente, die alles verändern.
- Eine Diagnose, die unser Gefühl von Gesund-sein sprengt, verändert, in Frage stellt.
- Der Anruf, der dein Leben in ein »Vorher« und ein »Nachher« teilt.
- Der Blick in den Spiegel, in dem du dich selbst nicht mehr erkennst.
- Der Tod eines geliebten Menschen, der deine ganze Zukunft zerfetzt.
Das ist die Asche. Das sind Trümmer, Überbleibsel des Bisherigen. Doch irgendwann, oft erst nach verzweifeltem Strampeln, nach Trauerzeit, schmerzhaften Prozessen des Verarbeitens, entsteht etwas Neues. Vielleicht noch brüchig, noch wund – wie ich es nenne – vielleicht noch voller Narben. Aber es ist dein neues Selbst. Das ist Phönix. Nicht schön geföhnt. Sondern wild, unberechenbar, voller Kratzer – aber lebendiger als je zuvor.

Barbara Messer, CSP, Horizonautin, international ausgezeichnete Rednerin, mehrfache Trainingspreisträgerin und Autorin von über 25 Büchern. Sie vereint Fachwissen (BBA, diverse Fachweiterbildungen, systemischer Coach, NLP-Trainer etc.) mit Herz (gelernte Altenpflegerin, Clown, Nia Brown Belt). Kleeblattfinderin, Tausendsassa, Visionärin, Mentorin für Transformation. Ihre Vielfalt inspiriert Menschen – klug, kreativ und grenzenlos.

