Dreiundachtzig Billionen Fragen

An alle Besserwisser: Wer berät euch? Mit wem führt ihr Dialoge? Wie bleibt ihr up to date im Wandel der Arbeit? Habt ihr euch erfolgreich wachsende Firmen im Handwerk angeschaut? Habt ihr gefragt, wie sie gesund und leistungsfähig bleiben? Welche Veränderungen gefallen euch? Welche nicht? Wer tauscht sich mit Auszubildenden, KI-Entwicklerinnen und Robotikentwicklern aus? Mit wie vielen Pflegekräften habt ihr schon mal geredet? Habt ihr gefragt, was sie entlasten würde? Wen habt ihr einen Tag bei der Arbeit begleitet? Sprecht ihr mit Menschen aus 3300 Konzernen oder aus 3,4 Millionen Betrieben und Start-ups, die mit unter fünfzig Angestellten das Business wuppen?

»Das exponentielle Zeitalter ist geprägt von beispiellosen und destabilisierenden Veränderungen, eine völlig neue Ära der menschlichen Gesellschaft und Wirtschaftsorganisation. Getrieben durch das enorme Tempo der Digitalisierung entsteht ein entsprechend hoher und dynamischer Entscheidungs- und Gestaltungsdruck.« (Starker/Roos/Holtkemper 2024)

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Wie reagieren wir darauf? Werden schnelle Entscheidungen ermöglicht und wird Tempo zugelegt? Betreten wir eine völlig neue Ära der menschlichen Gesellschaft und Wirtschaftsorganisation? Dann brauchen wir neue Fragen und echtes Zuhören und vielseitigen Dialog. Wer macht‘s? Wer putzt seine Annahmen im Kopf? Regelmäßig? Wer checkt sein Menschenbild angesichts erstaunlicher Leistungen, Patente und Beschäftigungsrekorde? Mit wem diskutiert ihr ergebnisoffen neue Arbeitszeitmodelle?

Dario Amodei prognostiziert einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um zwanzig Prozent. Auch sein Unternehmen Anthropic entwickelt große Sprachmodelle. Bei immer mehr Aufgaben übertreffen sie die menschliche Leistung. Der Anthropic-CEO Amodei kann sich eine Welt vorstellen, in der Krebs heilbar ist, Wirtschaft um zehn Prozent wächst und der Staatshaushalt ausgeglichen ist – gleichzeitig aber zwanzig Prozent der Bevölkerung arbeitslos sind. (t3n, Mai 2025)

Wie gestalten wir eine solche Gesellschaft?

Wie gestalten wir Arbeit und gerechte Verteilung von Care-Arbeit und Einkommen? Wie ermöglichen wir gesunde Leistungsfähigkeit unter veränderten Rahmenbedingungen? Wie bleibt der Mittelstand weltweit am Ball gegen günstigere Angebote aus Asien? Wie schaffen wir eine Balance aus Arbeit im Status quo, Verlernen, Lernen und Ausprobieren? Welche digitale KI-Transformation wollen wir?

»Digitale Kompetenzen allein bringen nichts. Erst wenn Organisationen gelernt haben, externes Wissen produktiv zu verarbeiten und daraus strategischen Nutzen zu ziehen, entsteht ein echter Fortschritt«, schreibt Jens Nachtwei auf LinkedIn: »Intelligente Automatisierung scheitert nicht an der Technik, sondern an den Menschen. Wodurch intelligente Automatisierung tatsächlich blockiert wird: fehlende Visionen, Ängste in der Belegschaft und mangelnde Führung. Ohne klare Kommunikation, Beteiligung der Mitarbeitenden und kulturelle Transformation wird selbst die beste KI wirkungslos bleiben. Unternehmen wollen keine Innovation – sie wollen Kontrolle und Berechenbarkeit.« (Journal of Innovation & Knowledge, 2025)

Kein Platz mehr für Visionen

Wenn der Wunsch nach Kontrolle und Berechenbarkeit viele Firmen und ein ganzes Land führt, ist kein Platz für Visionen. Ideen werden totgetreten. In der Konsequenz gibt es weniger Gründungen und Arbeitsplätze. Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Daran sind weder KI noch faule Deutsche Schuld, sondern Kontrollfreaks. Wer lässt los? Wer lässt Menschen einfach machen? Wer öffnet und schützt Freiräume? Wer stellt relevante Fragen?

Wandel braucht zuerst viele Fragen. Bevor wir neue Antworten finden, brauchen wir neue Fragen, die überraschen. Sie sind Sprungbretter zu neuen Erkenntnissen. Fragen öffnen Fenster und Türen in den Mauern des Status quo, damit wir weiter schauen können.

Haribos Vampire aus Lakritz und Fruchtgummi gibt es erst seit zwanzig Jahren. Inhaber Hans Riegel aus Bonn (HaRiBo) mochte beide Geschmacksrichtungen so sehr, dass er gerne ein Gummibärchen und ein Stück Lakritz zusammen in den Mund steckte. Im Alter von achtzig Jahren fragte er: Warum bieten wir nicht Lakritz und Fruchtgummi zusammen in einer Figur an? Neue Frage. Neues Angebot.

Wie halte ich Elefanten von meinem Feld fern?

Elefanten können sieben Tonnen schwer werden und pro Tag dreihundert Liter Wasser trinken. Wenn eine Horde Elefanten deinen Acker besucht, hast du lange nichts mehr zu essen. Zäune und Mauern sind zu teuer. Die Frage nach dem passenden Schutz führte zu der Beobachtung, dass eine Horde Elefanten vor einer Biene wegläuft. Nun werden rund um die Felder Bienenstöcke gebaut. Ökonomisch und ökologisch gelöst.

Wer fragt, kann seine Annahmen weiterentwickeln. Ist mein Erfolg allein mein Verdienst? Wir nutzen Kläranlagen, Straßen und Brücken, die andere Menschen gebaut haben. Busse, Bahnen und Ampeln steuern andere. Allein auf dem Weg zur Arbeit profitieren wir von der Arbeit von Tausenden Menschen. Wer baut Fabriken, Stromleitungen, Steckdosen und Krankenhäuser? Wer sorgt dafür, dass wir über achtzig Jahre alt werden? Am frischen Brot sind Hunderte Menschen beteiligt in der Landwirtschaft, Logistik, in Mühlen und Bäckereien. Jeder Bissen ist Teamwork. Kein Mensch ist allein lebensfähig. Aber Erfolg ist eine individuelle Leistung. Glaubst du das? »In der Vorstellung, alles durch Leistung verdienen zu können, stellt sich Erfolg ein, wenn wir uns nur genug angestrengt haben.« »Das führt bei den Gewinnern zu Überheblichkeit, bei den Verlierern zu Demütigung.« (Konieczny/Stoßberger 2024)

Wusstest du, dass Berufe mit hohem Ansehen und Einkommen einen viel höheren Schaden für das Gemeinwohl anrichten? Ein Euro Verdienst von Investmentbankern führt zu acht Euro Kosten zulasten der Gesellschaft. Bei Leitungspersonen in der Werbebranche steht ein Euro Lohn dreizehn Euro negativen Folgekosten von Werbung initiiert durch Überkonsum, Stress und Umweltschäden gegenüber. Menschen bei der Müllabfuhr erwirtschaften das Vierzehnfache ihres Lohns für die Gesellschaft. (Konieczny/Stoßberger 2024)

Neue Fragen starten den Suchmotor nach Lösungen

Wie organisieren sich zehntausend Pflegekräfte ohne Management? Wie arbeiten Pflegekräfte mit KI und Robotik zum Wohle der Menschen? Diese Fragen betreffen 1,8 Millionen Fachkräfte in Deutschland.

Besserfragerinnen und Besserfrager stellen überall und zu jeder Gelegenheit vierundvierzig Fragen. In sieben Jahren führt das zu einer Million Fragen. Machen alle Deutschen mit, stellen wir dreiundachtzig Billionen Fragen.

Warum vierundvierzig Fragen?

Die ersten zehn Fragen sind Standardfragen. Danach werden die Fragen kreativer. Absurdere Fragen führen tiefer ins Unbekannte und trainieren mehr Vorstellungskraft. Wenn wir vierundvierzig Fragen notiert haben, stellen wir fest, dass zum Beispiel die neunzehnte oder einundvierzigte Frage spannend sind. Herausfordernde, lustige, absurde Fragen führen zu herausfordernden, lustigen, absurden Antworten und möglichen Lösungen. Fragen führen zu spannenden Debatten, zum Austausch, zu neuen Fragen, Recherchen und Vertiefungen, bis es klick macht. Die Basis für originelle Lösungen.

Wer scheinbar Normales kritisch hinterfragt, fällt seltener auf alte Mythen herein. Lass dich anregen von meinen vierhundertvierundvierzig Fragen im Buch. Jetzt bist du dran. Stell vierundvierzig Fragen zu einem Thema deiner Wahl.

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