Schlagfertigkeit mit Niveau

Die kleinen Ärgernisse im Verlaufe eines Tages können einem die Stimmung ganz schön vermiesen. Möglicherweise »stapeln« sie sich sogar. Statt dass Sie ein Lob erhalten für eine Leistung, die Sie auch noch freiwillig angeboten haben, wird Ihnen noch mehr aufgehalst: »Sie schaffen das schon! – Ging ja bis jetzt auch ….« Oder Sie wollen in der Mittagspause einkaufen gehen, ein anderer Kunde drängelt sich an der Kasse vor und findet das auch noch richtig! Wer in solchen Fällen auf Schlagfertigkeit verzichtet, handelt Verantwortungslos – zumindestens sich selsbt gegenüber

Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt! – Das gilt auch, wenn Sie zum Beispiel einen eindeutigen Garantiefall vortragen, dabei nicht ernst genommen und vom Mitarbeiter der Reklamationsabteilung sogar beleidigt werden. Der Verzicht auf eine angemessene Reaktion könnte unser Gegenüber hier zu einer Gewohnheit verleiten. Am Ende wären Sie und Ihr Anlass abgeschmettert, und Sie wären einer mehr von vielen, die jemanden ermutigt haben, einen fiesen Charakter zu entwickeln. – Wirklich Nette beißen nicht und allen anderen dürfen wir getrost die Zähne ziehen!

Wer auch immer uns angreift und unsere Schlagfertigkeit herausfordert, könnte ab jetzt auch unser Sparringspartner sein. Die Nachbarin beispielsweise mit ihrer spöttischen Bemerkung zu unserem neuen Kleid, auf das wir gerade so stolz sind, wäre ein gutes Übungsfeld, an dem wir uns ausprobieren könnten: »Dieses Kleid ist nur äußerlich, und es umhüllt großartige innere Werte.« – Und dann schauen Sie Ihre Nachbarin schön langsam von oben bis unten an.

Wichtig bei schlagfertigen Reaktionen ist allerdings, dass wir unser Ziel im Auge behalten. Was wir auch tun, um Distanz zu schaffen, sollte angemessen sein: Wir begegnen uns immer zweimal – mindestens. Das gilt nicht nur für Nachbarn, sondern auch für Kollegen und den Chef.

Gerade die kleinen, alltäglichen Begebenheiten sind Gelegenheiten, sich zum Beispiel für den Ernstfall im Büro vorzubereiten. Nehmen Sie jede Möglichkeit wahr, um Reaktionen einzuüben. Selbst wenn Sie eine schlagfertige Reaktion nur innerlich aussprechen, tun Sie bereits etwas Gutes für Ihr Wohlbefinden. Nicht jeder Angriff verdient überhaupt, dass wir darauf reagieren. Ignoriert zu werden, ist für manchen, der uns ans Leder will, schon Strafe genug.

Ja genau …

Schlagfertigkeit ist damit eine Fähigkeit, die auch eher stille Menschen entwickeln  können. Die lassen sich ohnehin etwas mehr Zeit, bevor sie einen Gedanken aussprechen. Allerdings wäre es schade, wenn sie mit einer Antwort gar zu lange warteten.

Für Schlagfertigkeit muss man nicht perfekt oder besonders witzig sein. Wer sich traut, und das sollte er auf jeden Fall tun, wird mit der Zeit einfach besser. So ist in vielen Situationen die Methode Zustimmung bereits schlagfertiger als jede aggressivere Art von Gegenwehr: Wer angemessen nachgibt, kann durchaus als Sieger den Platz verlassen. So gibt es in der Aussage unseres Gegenübers meistens einen Teil, dem wir auf eine originelle Weise zustimmen könnten. Leider schaltet unser Gehirn meistens reflexartig auf Gegenwehr, und das wird von den meisten Menschen auch erwartet. Stimmen wir ihnen dagegen zu, laufen ihre Angriffe ins Leere.

Probieren Sie es aus: »Du hast ganz schön zugelegt.« Oder subtiler: »Na ein paar Plätzchen zu viel gegessen?« Mögliche Antworten wären:

»Ja genau. Das Essen war echt Klasse – fünf Sterne auf den Malediven.« Oder:
»Ja genau. Steht mir gut, nicht wahr?«

Im Flieger

Ein Mann deutet auf die Stewardess und sagt laut zu seiner Tochter: »Wenn du immer schön in der Schule aufpasst und fleißig bist, musst du so einen Job später nicht machen!« Die Stewardess serviert ihm das Essen und beugt sich dann zu der Tochter hinunter: »Und wenn dein Papa in der Schule immer schön aufgepasst hätte und fleißig gewesen wäre, würdest du heute in der First Class sitzen!«

Elegant Schlagfertige haben Respekt davor, dass man sich im Leben wieder begegnen wird. Wer den Chef schlagfertig in die durchaus berechtigten Schranken verweist, sollte das am besten dann tun, wenn er bereits einen neuen Arbeitsvertrag bei der Konkurrenz unterschrieben hat. Trotzdem ist auch hier Schlagfertigkeit nicht nur möglich – sondern sogar eine Pflicht! Schließlich hören die Kollegen mit. Wer Dreistigkeiten hinnimmt, weil er gerade nicht direkt betroffen ist, unterstützt Standards, die er gar nicht will.  Möglicherweise hat er sich damit sogar erfolgreich dafür »beworben«, das nächste Opfer zu sein!

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