Zurück aus der Zukunft

Planung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für erfolgreiches Zeitmanagement. Nicht umsonst gilt der Grundsatz: Verdopple die Planungszeit, halbiere die Zeit der Umsetzung. Dennoch verbringen viele Unternehmer zu viel Zeit damit, im statt am Unternehmen zu arbeiten. Solange ich jedoch im Alltagsgeschäft aufgerieben werde, verbleiben mir kaum Ressourcen, um strategische Ziele zu setzen und langfristige Pläne zu schmieden.

Eine der entscheidenden Grundlagen der Zielplanung ist es, vom Großen ins Kleine zu denken. Hierbei bewährt sich eine Technik, die ich »Zurück aus der Zukunft« nenne, das heißt, man katapultiert sich gedanklich an einen Punkt, an dem man seine langfristigen Visionen bereits erreicht hat. Dann betrachtet man den imaginär zurückgelegten Weg. Vergleichbar mit einem Bergsteiger, der auf dem Gipfel steht und von dort aus hinunter ins Tal blickt, um seinen Weg noch einmal Revue passieren zu lassen.

Dieser Gipfel stellt im Bereich der Zielsetzung eine Art Zielfoto dar, das wir für das Ende unseres Lebens anstreben. Es empfiehlt sich, dieses Zielfoto für jeden einzelnen Lebensbereich zu »schießen«. Also nicht nur für die Arbeit, sondern auch für die Bereiche Vermögen, Gesundheit, Freizeit, Beziehungen und Persönlichkeit.

Wie kann man ein solches Zielfoto in Worte fassen? Da wäre beispielsweise die Option, den eigenen Nachruf zu schreiben. Oder Sie stellen sich vor, Sie liegen auf dem Sterbebett und halten Rückschau auf Ihr Leben. Es gibt jedoch eine lebensbejahendere und bessere Möglichkeit: Setzen Sie sich für jeden einzelnen Bereich ein Ziel. Und für dieses Ziel legen Sie nun ein bestimmtes Alter oder eine Jahreszahl fest, bis zu dem oder der Sie das Ziel erreicht haben möchten. Und dann schildern Sie das gewünschte Endergebnis zu diesem Zeitpunkt in allen Details.

Der Vorteil dieser Methode liegt auf der Hand: Sie rücken den Termin des Erreichens Ihres Zieles näher, statt ihn an das Ende ihres Lebens zu setzen. So haben Sie die Chance, Ihre erreichten Ziele auch zu genießen.

Handeln Sie nicht wie ein Elefant!

Wenn Sie schon einmal nach Indien gereist sind, wissen Sie, dass dort Elefanten für die Arbeit eingesetzt werden. Der asiatische Elefant gilt als relativ leicht zu zähmen und wird daher unter anderem bei der Waldrodung als Träger schwerer Lasten eingesetzt.

In den Lagern der Elefanten kann man etwas Interessantes beobachten: Man findet ausgewachsene, oft bis zu 5.000 Kilogramm schwere Tiere, deren einzige Befestigung aus einem dünnen, an einem Bein befestigten Seil besteht, das um einen einfachen Holzpflock im Boden gewickelt ist. Daneben stehen Jungtiere, die an einem schweren Stahlseil angebunden sind, das im Boden verankert ist. Für einen ausgewachsenen Elefanten wäre es eine Kleinigkeit, das Seil zu zerreißen. Wohingegen die Befestigung der kleinen Elefanten ganz offensichtlich völlig übertrieben wirkt. Woher kommt dieses Missverhältnis?

Die Dompteure »programmieren« die Tiere, solange sie noch sehr jung sind, indem sie ihnen selbstbeschränkendes Denken beibringen. Zunächst versuchen die Jungtiere ständig, das Stahlseil loszuwerden, indem sie daran reißen. Einige von ihnen versuchen sogar, es zu zerkauen. Aber sie kommen nicht frei. Irgendwann geben sie auf, der Kampf ist vorbei. Und jetzt wird es interessant: Von diesem Moment an glauben sie, dass es absolut keine Möglichkeit gibt, das Seil loszuwerden. Sie nehmen die »Tatsache«, dass sie gefangen sind und nicht entkommen können, als gegeben hin. Jetzt können die Dompteure sie mit einem dünnen Seil festbinden. Denn sie werden nie mehr versuchen, freizukommen, weil sie »wissen«, dass sie keine Chance haben!

Auch wir werden durch unsere Erziehung und die Gesellschaft auf das Errichten selbst auferlegter Grenzen programmiert. Häufig sind sie ebenfalls nicht real, sondern bestehen nur in unserem Kopf. Aufgrund dieser inneren Grenzen sind wir nicht in der Lage, unser Leben voll auszukosten, so erfolgreich zu sein, wie wir es sein könnten, uns höhere Ziele zu setzen und sie zu erreichen, mehr Geld zu verdienen, ein erfolgreiches Geschäft zu führen oder viele unserer Träume und Wünsche zu erfüllen.

Aber das muss nicht so bleiben. Wir können unsere Haltung ändern, um unsere Grenzen zu durchbrechen. Handeln Sie nicht wie ein Elefant!

Ein Ziel, das groß, ehrgeizig und motivierend ist

Der größte Vorteil langfristiger Zielplanung besteht darin, dass wir uns nicht von der Gegenwart einschränken lassen.

Im Regelfall setzen wir uns nur realistische Jahresziele, die ein moderates Plus für das Folgejahr beinhalten. Am Ende des Jahres überprüfen wir, ob wir diese Ziele erreicht haben und wiederholen den Prozess in ähnlicher Dimension. Doch kaum ein Unternehmer kann die Frage beantworten, wo er in fünf bis zehn Jahren stehen will. Weder mit seinem Unternehmen noch in allen anderen Bereichen. Dabei erschließen sich, sobald wir beginnen, entsprechend groß zu denken, ganz andere Dimensionen.

Stellen Sie sich eine Zielscheibe vor, auf die wir Pfeile werfen. Da wir die höchste Punktzahl in der Mitte erreichen wollen, zielen wir genau auf diese Stelle. Unsere Treffsicherheit wird am Anfang allerdings einiges zu wünschen übrig lassen. Vermutlich geht sogar mancher Pfeil komplett daneben. Und sicher werden einige Pfeile in den äußeren Ringen der Scheibe landen.

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Stellen Sie sich jetzt vor, Sie haben als Hauptziel für Ihr Unternehmen festgelegt, dass Sie ein Umsatzplus von zehn Prozent erreichen möchten. Die 10 steht in der Mitte Ihrer Zielscheibe. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Sie in den äußeren Ringen – ohne routinierte Zielgenauigkeit – vielleicht ein oder zwei Prozent an Umsatzwachstum vorfinden. Sollten Sie einen dieser Ringe erreichen, dann werden Sie sich am Ende des Jahres genau dieses Ergebnis als Maßstab nehmen, um das Ziel für das Folgejahr festzulegen. Und schon befinden Sie sich in einer wiederkehrenden Spanne, die irgendwo zwischen fünf und bestenfalls zehn Prozent liegen wird.

So arbeiten wir also von Jahr zu Jahr an einem normalen Prozess der Zielsetzung, bei dem wir am Ende sicherlich den einen oder anderen Fortschritt verzeichnen können, der uns unseren großen Visionen aber nicht entscheidend näher bringt. Nichts gegen bescheidenes Umsatzwachstum, aber Sie müssen sich schon nach der Sonne strecken, um an den Wolken zu kratzen.

Auf Ihre Zielscheibe gehört deshalb ein großes, ehrgeiziges und motivierendes Ziel. Zum einen weckt dies weit mehr Ressourcen – zum anderen ist dann auch das, was auf dem äußeren Ring liegt, um ein Vielfaches attraktiver. Warum also nicht auf lange Sicht den Umsatz verdreifachen?

Nehmen wir also an, Sie streben ein monatliches Einkommen von 10.000 Euro an. Wenn diese Zahl nun in der Mitte Ihrer Zielscheibe steht und Sie Ihr Ziel zunächst verfehlen oder noch nicht fein justiert darauf zielen, dann befindet sich im äußeren Ring möglicherweise nur ein Einkommen 2.000 oder 3.000 Euro. Wenn Sie stattdessen aber auf ein Einkommen von 100.000 Euro zielen, dann ist klar, dass Sie vieles völlig anders machen müssen als bisher. Sie beginnen, groß zu denken und werden richtig Gas geben. Sie denken außerhalb Ihrer bisherigen Möglichkeiten und werden nach entsprechenden Optionen Ausschau halten, um Ihr Ziel zu erreichen. Denn je größer das Ziel ist, je mehr Ressourcen werden zwangsläufig auch aktiviert. Sollten Sie Ihr Ziel jedoch verfehlen, so erwartet Sie eine Belohnung in den äußeren Bereichen, die irgendwo zwischen 10.000 bis 30.000 Euro liegt. Damit ist zumindest Ihr ursprüngliches Ziel erreicht oder bereits um ein Vielfaches übertroffen.

Analoges gilt für alle anderen Lebensbereiche. Als Beispiel eignet sich jedoch ein Finanzziel wunderbar, weil es so gut messbar ist. Und vermutlich war das beim Kauf eines Buches mit dem Titel Zeit. Macht. Geld. ein wesentliches Motiv, habe ich recht?

Da der Part der Zielplanung von so entscheidender Bedeutung ist, arbeite ich mit meinen Klienten häufig bis zu zwei Monate daran, entsprechend motivierende Ziele zu definieren. Lassen auch Sie die Macht großer Ziele für sich wirksam werden.

Diese 13 Kriterien müssen eine ideale Zielformulierung enthalten

  1. Ist das Ziel schriftlich festgehalten?
  2. Ist das Ziel kurz formuliert und in weniger als einer Minute zu lesen?
  3. Ist das Ziel in der Ich-Form geschrieben?
  4. Ist das Ziel in der Gegenwartsform als bereits erreicht formuliert?
  5. Ist das Ziel positiv formuliert?
  6. Ist das Ziel exakt und konkret messbar formuliert?
  7. Ist das Ziel für mich erreichbar?
  8. Ist das Ziel für mich bildhaft vorstellbar?
  9. Ist das Ziel zeitlich begrenzt?
  10. Ist das Ziel mein eigener Wunsch?
  11. Ist das Ziel für mich eine echte Herausforderung?
  12. Steht das Ziel im Einklang mit meinen Werten?
  13. Treibt mich die Vorstellung, das Ziel erreicht zu haben, zum Handeln an, motiviert es mich und habe ich das unerschütterliche, brennende Verlangen, mich voll für das Erreichen dieses Zieles einzusetzen?
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