Dein Leben ist ein Drehbuch

Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, dass sich ihr Leben nach einem selbst verfassten Drehbuch richtet. Dieses Drehbuch nennt Eric Berne Lebensskript. Ich nenne es in meinen Coachings gerne den Automodus. Wenn du beispielsweise immer wieder in gleiche, für dich unangenehme Situationen gerätst, dann sollte die Frage gestellt werden, ob diese Situationen vielleicht von einem (Lebens-) Skript beeinflusst werden.

Berne unterscheidet dabei drei Skripte:

  • Gewinner-Skript
  • Nicht-Gewinner-Skript
  • Verlierer-Skript

Das Gewinner-Skript

Menschen mit einem Gewinnerskript setzen sich Ziele und erreichen diese auch! Sie fühlen sich mit dem erreichten Ziel wohl. Zu gewinnen, bedeutet in der Transaktionsanalyse nicht, dass jemand anderes verliert, sondern es handelt sich um den persönlichen Erfolg und das Wohlfühlen damit. Es sind Menschen, die sehr zufrieden und glücklich leben, deren Leben scheinbar immer im besten Sinne vorwärts geht. Diesen Menschen fällt es leicht, auch mit Hindernissen und Problemen umzugehen, diese zu verarbeiten und positiv in die Zukunft zu schauen. Als Übersetzungshilfe, um den Grundgedanken dieses Lebensskriptes zu verstehen, nenne ich es gerne das Lebensfreude-Konzept.

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Das Nicht-Gewinner-Skript

Menschen mit einem Nicht-Gewinner-Skript machen keine großen Fortschritte, aber auch keine großen Verluste. Sie gehen in der Regel kein Risiko ein. Sie werden meistens nicht reich, verarmen aber auch nicht. Es ist ein Leben im zufriedenen Mittelmaß. Manches Mal träumen sie von mehr oder von einem anderen Leben, ermahnen sich dann aber selbst, so nach dem Motto: »Mir geht es doch gut! Ich sollte zufrieden sein. Alles passt, mein Leben ist gut.« Es schwingt jedoch ein kleines »Aber …« mit. Oft stellen sie sich am Ende des Lebens die Frage: Hätte ich mehr aus meinem Leben machen können? Und dann sagen sie sich: Na ja … so schlimm war es nun auch nicht.

Das Verlierer-Skript

Gesetzte Ziele werden häufig nicht erreicht, wobei es dabei nicht um die tatsächliche Leistung, sondern um das Empfinden geht. Selbst wenn Ziele erreicht oder Preise gewonnen werden, erfüllt es sie nicht. Es muss sofort ein neues Ziel her. Jedes erreichte Ziel wird nur als Stufe zum nächsten Ziel gesehen. Teilweise sind es sogar sehr erfolgreiche Menschen, die jedoch kaum einmal echte Zufriedenheit empfinden. Es gibt Extreme in unterschiedliche Richtungen.

Nehmen wir beispielsweise das Ziel »reich werden«, um dieses Skript näher zu erläutern: Das können Menschen sein, die unbedingt reich werden wollen, aber dieses Ziel nicht erreichen. Es können aber auch Menschen sein, die zwar reich werden, dann aber unter ihrem Reichtum leiden oder dennoch nicht zufrieden sind, weil es immer noch nicht reicht. Es scheint nie genug zu sein. Dieses Skript könnte man auch das Unzufriedenheitskonzept nennen.

Wichtig: Bei der Einteilung in diese Lebensskripte geht es nicht um die objektive Realität, sondern um die eigene, individuelle Wahrnehmung, also die eigene erlebte Realität! Was für den einen Verlieren bedeutet, kann für den anderen Gewinnen sein und umgekehrt.

Aus den Skripten nach Eric Berne entstehen sogenannte Lebensgrundpositionen, die wir uns im Kapitel »Deine Haltung zu dir und den anderen« noch einmal anschauen werden.

Natürlich handelt es sich bei den vorgestellten drei Lebensskripten um eine stark vereinfachte Darstellung. Doch gerade diese einfache Darstellung der Theorie hilft, sich seiner eigenen Denkweisen bewusster zu werden. Genau deswegen habe ich dir am Anfang die Frage danach gestellt, wie zufrieden du bist. Dein Ziel sollte immer sein, dein Mindset, also dein Wissen und deine Haltungen und dein Denken, so zu verändern, dass Zufriedenheit in dein Leben eintreten kann, und zwar unabhängig von den äußeren Gegebenheiten. Im Sinne von Berne ist es für jeden Menschen empfehlenswert, ein Gewinner-Skript als Grundlage des eigenen Lebens zu haben.

Weil es so wichtig ist, wiederhole ich es an dieser Stelle nochmal: Es geht nicht um echtes Gewinnen oder Verlieren, sondern um das Lebensgefühl, also um den Grad der Zufriedenheit.

Nehmen wir zum besseren Verstehen drei Menschen, die einen Marathon laufen möchten und nennen sie Tom, Lisa und Sascha. Dann sehen die Lebensskripte nach Berne für diese drei Menschen so aus:

Tom als Beispiel für ein Gewinnerskript

Tom trainiert fleißig für seine Teilnahme am Marathon. Irgendwann ist es soweit. Er meldet sich an und wird mit großer Wahrscheinlichkeit diesen Marathon auch beenden. Nach erfolgreicher Beendigung kann sich Tom so richtig darüber freuen, dass er es geschafft hat, selbst, wenn er auf einem der hinteren Plätze landen sollte. Doch selbst, wenn er es bei seinem ersten Marathon nicht bis ins Ziel schafft, ist er glücklich darüber und stolz darauf, dass er überhaupt gestartet ist.

Lisa als Beispiel für ein Nicht-Gewinner-Skript

Lisa träumt schon lange davon, für einen Marathon zu trainieren und diesen auch zu laufen. Doch irgendwie kommt immer etwas dazwischen. Nie ist Zeit zum Trainieren. Dabei hat sie sich schon als Kind gerne vorgestellt, wie sie durch verschiedene Städte der Welt mit vielen anderen Menschen zusammen Marathonläufe absolviert. Doch Job, Familie und sonstige Verpflichtungen halten sie immer wieder davon ab. Sie würde bis heute gerne endlich mal damit anfangen, zu trainieren. Aber immer wieder fehlt die Zeit. Es ist für sie okay. Ihr Leben ist ganz in Ordnung, so wie es ist. Sie kann nicht klagen, will es auch nicht. Wenn da nicht diese unerfüllte Sehnsucht wäre. »Aber egal,«, sagt sie sich »ich kann doch ganz zufrieden sein mit meinem Leben.«

Sascha als Beispiel für ein Verlierer-Skript

Sascha trainiert hart für den Marathon. Jeden Tag nimmt er sich viel Zeit dafür. Selbst, wenn er spät vom Job nach Hause kommt, findet er immer noch ein wenig Zeit für das Training. Doch obwohl er so viel trainiert, hat er immer das Gefühl, er müsse noch mehr trainieren. Endlich kommt der Tag des Marathons. Sascha verliert nicht etwa den Marathon oder scheidet aus. Er schafft es sogar, als einer der schnellsten Läufer ins Ziel zu kommen. Dennoch, er ist unzufrieden mit sich. Er wollte unbedingt siegen und nun hat er verloren! Zumindest fühlt er sich so, weil es noch ein paar andere Läufer gab, die schneller waren als er. Er ist ein objektiver Gewinner und fühlt sich dennoch als Verlierer.

Hast du dich selbst in einem der Skripte erkannt?

Oder anders gefragt: bei welchem Lebensskript findest du dich am ehesten wieder (hier noch einmal in meinen Worten)? Beim Lebensfreude-Konzept? Beim Verharren in der Mittelmäßigkeit? Im Unzufriedenheits-Konzept?

Sei ehrlich zu dir! Wie ist der Status quo? Notiere deine Gedanken in deinem Notizbuch, wenn du magst. Und denke dran: du kannst und darfst dich verändern. Du kannst bewusst entscheiden, welches Skript dich zukünftig prägen soll! Doch möchtest du es überhaupt verändern?

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