Versuche nicht der Beste zu sein

Die Motivationsgurus reden uns ein, dass wir nur erfolgreich sind, wenn wir der oder die Beste in unserem Fach oder auf unserem Gebiet sind. Nur der oder die Beste zählt. Ein Denkfehler – denn es ist nicht planbar und für die meisten Menschen schlichtweg unerreichbar zu den Besten zu zählen.

Von Motivationstrainern und in Büchern wird uns eingeredet, dass wir nur wirklich erfolgreich sind, wenn wir der oder die Beste in unserem Fach oder einzigartig auf unserem Gebiet sind. Nur der oder die Beste zählt. Wer nicht der Beste ist oder wenigstens einzigartig ist, der wird sich nie von der Masse abheben können und würde somit zwangsläufig in der Bedeutungslosigkeit versinken. Du sollst daher auffallen, herausragend sein und zum Besten werden. Nur dann steht dir auch das Beste zu. Das meinen zumindest nicht wenige Erfolgstrainer. Dass dies ein Denkfehler ist, merken einige erst, wenn sie sich schon total verausgabt haben und erschöpft sind. Der oder die Beste zu sein, ist nicht planbar und für den Großteil der Menschheit schlichtweg nicht möglich. Dies sei anhand eines Beispiels schnell erklärt. Wer ist aktuell im Jahr 2016 der beste männliche Tenniseinzelspieler auf der Tour und die unumstrittene Nummer eins auf der Weltrangliste? Richtig: Novak Ðjoković.

Also wäre es Quatsch, wenn ich mir nun vornehmen würde, selbst der beste Tennisspieler zu werden. Mal abgesehen von meinem fortgeschrittenen Lebensalter und dem fehlenden Talent wäre das auch in jungen Jahren für mich nicht erreichbar gewesen. Der Weg von Novak Ðjoković und allen anderen Top-Athleten oder Ausnahmetalenten ist immer einmalig, einzigartig und kann niemals von jemand anderem in der gleichen Art und Weise beschritten werden. Das einzige, was jeder tun kann, ist das für ihn Beste zu geben, und das ist ein riesengroßer Unterscheid zu dem Versuch, der oder die Beste zu werden.

Ich kann heute auf dem Tennisplatz das Beste, mein bestes Tennis spielen, aber ich werde niemals der beste Tennisspieler werden. Natürlich möchte ich auch gerne am liebsten jedes Match gewinnen. Es fühlt sich gut an, ein Match zu gewinnen oder als Erster auf dem Podest zu stehen. Das ist doch der Hauptgrund, weswegen man gewinnen will, der Sieger sein will. Weitere Gründe könnten sein: das Herausstechen aus der Masse, stolz zu sein auf sich selbst, das Wissen, der Sieger zu sein und heute bei diesem Wettkampf unschlagbar gewesen zu sein. Gewinnen ist ein absolut berauschendes Gefühl und kann süchtig machen. Das hat auch was mit Macht und dem Streben nach Anerkennung und Bewunderung zu tun. Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich immer und in allem der Beste sein wollte. Aber in einigen Bereichen hatte ich hohe Ansprüche an mich selbst und war frustriert, wenn ich die Ziele, die ich mir selbst gesteckt hatte, nicht erreichen konnte. Wie unzählige andere Menschen auch, mag ich es nicht zu verlieren und zu sehen, dass scheinbar andere etwas besser können als ich.

Selbstverständlich habe ich auch einen hohen Anspruch an meinen Beruf als Redner und Trainer und will einen guten Job machen. Aber was ich mir nie vornehmen kann, ist, der beste Redner oder der beste Trainer zu werden. Nicht wenige Menschen scheitern genau an diesem Denkfehler und zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie der oder die Beste in ihrer Branche, in ihrem Job oder in ihrem Sport werden können, anstatt das Beste aus ihren Möglichkeiten zu machen.

Tipp: Konzentrieren Sie sich darauf, besser zu werden – und nicht darauf, der oder die Beste zu sein.

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