Ein großer Teil der täglichen Arbeit besteht aus Kommunikation. Es geht darum, Ideen zu besprechen, Wissen auszutauschen und Informationen weiterzugeben. Mitglieder drücken Emotionen aus und sorgen so dafür, dass sie leistungsfähig bleiben und die Zusammenarbeit für alle authentisch, lebendig und erfüllend ist. Funktionierende Kommunikation ermöglicht auch, Spannungen und Konflikte frühzeitig zu lösen und sich wirksam und mutig über notwendige Veränderungen auszutauschen. Ein gestörtes Kommunikationssystem oder nur gering entwickelte Kommunikationsfähigkeiten führen dagegen zu Missverständnissen, Verzögerungen, Fehlentscheidungen und letztendlich zu Vertrauensverlust.
Betrachten wir zuerst die wichtigsten Merkmale, die Kommunikation in der lebendigen Organisation ausmachen sollten. Wir nennen das »Living Communication«.
Merkmale einer »Living Communication«
Kommunikation in einer lebendigen Organisation zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:
- Transparent: Informationen werden offen, verständlich und für alle zugänglich geteilt.
- Direkt: Probleme und Anliegen werden ohne Umwege und direkt gegenüber den Beteiligten angesprochen.
- Lösungsorientiert: Bei Schwierigkeiten und Problemen liegt der Fokus darauf, Lösungen zu entwickeln – nicht auf der endlosen Analyse des Problems.
- Mehrdimensional: Kommunikation umfasst die sachlich-faktische, die emotionale und die soziale Dimension.
- Wertschätzend: Ein respektvoller, möglichst wertschätzender Umgang ist unverzichtbar, selbst bei schwierigen Themen.
- Konstruktiv: Gespräche führen zu klaren Fortschritten, verwertbaren Ergebnissen und stärken die Beziehung der Beteiligten.
- Reflektiert: Die Kommunizierenden sind sich bewusst, was sie mitteilen und wie ihre Inhalte sowie ihre Art der Interaktion auf andere wirken.
- Empathisch: wahrnehmen, wie es dem Gegenüber geht – innerlich und äußerlich – und in echten Kontakt treten.
- Effizient: Die Kommunikation verbraucht möglichst wenig Energie und führt zu einem zufriedenstellenden Ergebnis.
Wenn Teams diese Prinzipien in ihrer Kommunikation leben, arbeiten sie nicht nur zusammen – sie denken, fühlen und handeln als Einheit. Es entsteht eine Teamatmosphäre, in der mutig Ideen ausgetauscht werden, Verantwortung übernommen wird und alle gemeinsam in Bewegung bleiben.
Praxisimpuls: Wie ist eure Kommunikation?
- Reflektiere, wie weit die genannten Merkmale der Living Kommunikation in deinem Team erfüllt sind. Worin solltet ihr euch verbessern? Was könntet ihr dafür tun?
- Wähle eine Gelegenheit, bei der du deine Gedanken mit deinem Team teilst.
Die sechs Schritte konstruktiver Kommunikation
Die Methode »Sechs Schritte konstruktiver Kommunikation« ist ein Schlüsselelement, wenn wir die Teamkompetenz Kommunikation in der Transformation aufbauen. Sie basiert darauf, Fakten, Emotionen und Bedürfnisse zu nennen und schafft eine Basis für klare Vereinbarungen. Hier sind die sechs Schritte im Detail:
Schritt 1: Wissen
Beginne mit der Darstellung von Fakten, Informationen und Annahmen. Zum Beispiel: »Ich habe beobachtet, dass …« oder »Ich vermute, dass …«. Dieser Schritt trennt Fakten von Annahmen und stellt sicher, dass alle Beteiligten die Ausgangssituation verstehen. Verifiziere: »Siehst du das auch so?«
Schritt 2: Wirkung
Teile mit, welche Auswirkungen die Situation auf dich oder andere hat. Beispielsweise: »Das bewirkt bei mir …« oder »Das hat dazu geführt, dass …«. Dies aktiviert die Beziehungsebene und fördert gegenseitiges Verständnis. Verifiziere: »Kannst du das nachvollziehen?«
Schritt 3: Wunsch
Äußere deine Kernbedürfnisse, Werte und Wünsche. Formuliere zum Beispiel: »Mir ist wichtig, dass …« oder »Mein Bedürfnis ist …«. Dies schafft größtmögliches Verständnis für persönliche Werte und Wünsche. Verifiziere: »Kannst du das nachvollziehen?«
Schritt 4: Vorschlag
Biete konkrete Lösungsvorschläge oder Kompromisse an, etwa: »Ich schlage vor, dass …« oder »Meine Idee ist, dass …«. Kläre: »Bist du damit einverstanden?«
Schritt 5: Verhandlung
Führe einen co-kreativen Prozess, um Einigungen zu finden. Stelle Fragen wie: »Welche Perspektive könnten wir noch berücksichtigen?« oder »Was ist dein Vorschlag?«. Ziel ist es, eine Win-win-Lösung zu erzielen. Verifiziere: »Bist du jetzt damit einverstanden?«
Schritt 6: Vereinbarung
Fasse das Ergebnis zusammen und kläre die nächsten Schritte. Zum Beispiel: »Wer macht was, wann, wo, womit …« und »Danke für das konstruktive Gespräch.« Dies stellt sicher, dass alle Beteiligten Klarheit über die Übereinstimmungen und weiteren Schritte haben.
Richtig und flexibel angewendet, lassen sich damit auch anspruchsvolle Situationen so auflösen, dass ein konstruktives Ergebnis entsteht und die Beziehungsebene gestärkt wird.
Weitere Methodiken, die wir empfehlen, sind: »Aktives Zuhören«, »Dialog« nach David Bohm und »Vier Seiten einer Nachricht« nach Friedemann Schulz von Thun.

Guido Fiolka brennt für nachhaltige, menschenzentrierte Organisationsentwicklung. Als einer der führenden Experten für dezentrale Organisationsstrukturen und Gründer der Living Organisation Community und des Coaching Center Berlin begleitet er Unternehmer:innen, Teams und Unternehmen erfolgreich dabei, die Prinzipien der Living Organisation zu verwirklichen. Zusätzlich arbeitet er als Coachausbilder und Executive Coach in Wirtschaft und Politik.