Wenn es um Willenskraft geht, stehen Ziele immer im Vordergrund: ‚Der Weg ist das Ziel‘, ‚Nur das Ziel ist das Ziel‘ oder ‚Das Ziel ist im Weg‘. Oder gilt womöglich ‚Kein Ziel ist das Ziel‘ ? Ja, was denn nun?
»Der Weg ist das Ziel« hat jahrelang als Motivationsleitspruch für ergebnisorientierte Menschen herhalten müssen. Die Interpretationsmöglichkeiten dieses Satzes sind ja auch fast grenzenlos und können sogar bei ein und derselben Person je nach Gemütslage unterschiedlich sein. Viele meinen damit einfach, dass derjenige, der sich auf dem Weg befindet, schon das Ziel erreicht hat, weil er in Hingabe dessen, was er gerade tut, schon seine Erfüllung erreicht hat. Na klar ist es wichtig, sich beim Nachjagen zukünftiger Ziele nicht permanent aufzureiben, sondern das Leben jetzt und im Augenblick zu schätzen. Manche Ziele entdecken wir auch erst auf einem Weg. Aber wie begrenzt wären unsere Möglichkeiten, wenn wir keine Ziele jenseits unseres Weges erfassen könnten?
»Das Ziel ist das Ziel« Lassen Sie sich bloß nicht von dem obigen Satz »Der Weg ist das Ziel« durcheinander bringen. Auch wenn wir den Weg manchmal zum Ziel erklären, dürfen wir keinesfalls unsere grundlegenden Ziele vergessen. Es sollte immer gestattet bleiben, den Weg auch einfach nur als Weg zum Ziel zu begreifen. Denn wir selbst dürfen ja in unserem Leben an Zielen mitarbeiten, die unseren eigenen (Lebens)Weg überdauern. Deshalb ist dies für mich persönlich auch die einzige Zielsetzungstheorie, die realistisch und umsetzbar erscheint.
»Das Ziel ist im Weg« Hier dient einfach die steile These als Grundlage, dass Ziele Quatsch wären, ja sogar wie eine Bremse wirkten.
Was mit der These »Das Ziel ist im Weg« aber erreicht wird, ist leider genau das Gegenteil. Den Menschen wird es damit wieder sehr einfach gemacht, sich in ihren Ausreden zurückzuziehen. Sobald Zielklarheit und Konsequenz durch die dazugehörige freiwillige Selbstverpflichtung fehlen, finden die meisten Menschen wieder tausend Gründe, weshalb dies angeblich ein falsches Ziel war, warum es doch zu unrealistisch gewesen sei, warum sich plötzlich die Ausrichtung verändern hat oder weshalb Sie aufgegeben haben.
Machen Sie es besser und klarer
Aus vielen Ansätzen zur Zielfindung und Zielklarheit, die ich in den vergangenen Jahren kennenlernen durfte, habe ich für mich die Essenz herausgezogen, die mir wichtig erschien und daraus ein vereinfachtes System entwickelt. Sie benötigen lediglich ein leeres Blatt Papier, einen Stift und zehn Minuten konzentrierte Lebenszeit. Wichtig ist, dass Sie gedanklich frei sind und sich auf die Aufgabe einstellen können. Stellen Sie sich nacheinander folgende sechs Fragen und beantworten diese unter Berücksichtigung der darunter stehenden Ausführungen:
WAS ist mein Ziel?
Ist die erste Frage, welche auch als erstes oben auf Ihrem bislang noch leeren Blatt von Ihnen beantwortet werden soll. Hier geht es darum Ihr Ziel zu formulieren. Was ist Ihr Ziel? Konkret in einem kurzen Satz. Es ist kaum zu glauben, die meisten Menschen sind nicht in der Lage, ein Ziel genau zu formulieren, bevor sie sich auf den Weg begeben. Oftmals sind die Beschreibungen und Vorstellungen nur vage und verschwommen. Sie folgen Impulsen und Sehnsüchten. Den vagen Zielformulierungen, folgen dann nicht selten vage Umsetzungsstrategien. Wer sich nur ein vage definiertes Ziel setzt, erliegt auch schneller der Versuchung wieder aufzugeben oder ein Ziel vorzeitig als für erreicht zu erklären. Bereits die Zielformulierung hat also schon erhebliche Auswirkungen darauf, ob wir ein Ziel erreichen. Tatsächlich scheitern die meisten Ziele einfach daran, weil sie zu ungenau formuliert sind. »Mehr Zeit für die Kundenakquise aufwenden« oder »Mehr Umsatz machen« oder »Marketing verbessern«. Okay. Aber wann genau? Wo genau? Wie lange? Wenn Sie sich an die Beantwortung Ihrer Was-Frage machen, gehen Sie ins Detail. »Mehr Zeit für die Kundenakquise aufwenden«, ein abstrakter Plan, ein schwammiges Ziel, »jeden Mittwoch und Freitag von 10.00 -13.00 Uhr die Datei der Interessenten/Kunden/Empfehlungen durchgehen und neue, kurzfristige Kontakte anrufen und/oder mit Stamm/Kaufkunden ein Servicetelefonat führen« wäre zum Beispiel ein sehr konkreteres Ziel.

WARUM will ich das Ziel erreichen?
Diese zweite Frage gibt Ihnen eine der wichtigsten Antworten, um die es nun auf Ihrem Blatt gehen wird. Es geht um das Warum. Um Ihr Warum. Ihr Motiv. Ihren Grund, warum Sie Ihr oben genanntes Was erreichen wollen. Es geht nicht um die Erwartungen von anderen. Nicht um die Ihres Partners, nicht um die Ihrer Kollegen, Sportkameraden oder Geschäftspartner, sondern einzig darum, was Ihr Motiv ist, Ihr Grund, dieses selbstgesteckte Ziel zu erreichen? An dieser Stelle müssen Sie besonders achtsam sein und vor allem ehrlich mit sich umgehen. Die meisten Menschen belügen sich genau an diesem Punkt gern selbst, indem sie Gründe finden und erfinden, von denen sie glauben, dass dies ein Motiv oder ein Grund sein könnte, der die Akzeptanz der Allgemeinheit oder das Gutheißen ihres Umfelds nach sich ziehen würde. Das was sich gut anhört, das was politisch korrekt erscheint, oder das, wie man es eben so begründet, wenn man so ein Ziel hat. Haben Sie Mut und erschrecken Sie nicht, wenn sie moralisch zweifelhafte Dinge antreiben. Ihr Warum kann sogar moralisch verwerflich, illegal oder strafbar sein. Die Hauptsache ist, Sie sind mit Ihrem Warum zu sich selbst ehrlich.
WOZU mache ich das?
Das ist die Frage nach dem Zweck und der Intention. Erst diese dritte Frage nach Ihrem Wozu erlaubt es Ihnen überhaupt, zieltaugliche Mittel für das Erreichen Ihrer Ziele zu bestimmen. Denn Ihr Warum hat lediglich den Grund, also das Motiv geklärt. Ein Warum fragt nur nach den Ursachen, fragt nach den kausalen Bedingungen in der Vergangenheit. Auf jede Warum-Antwort könnten Sie fortwährend immer wieder die nächste Warum-Frage stellen. Wenn sie Kinder haben, kennen Sie dieses Warum-Darum-Spiel sicherlich.
Dagegen fragt Wozu nach der Zielgerichtetheit, nach dem Zweck und nach der Handlungsabsicht.
WANN liefere ich ab?
Das ist die Frage nach einem konkreten Termin. Es geht um eine Zeitangabe. Um einen Fälligkeitstermin. Wann wollen Sie abliefern? Es geht um die Fertigstellung. Die größte Herausforderung ist eine möglichst realistische Einschätzung unter Berücksichtigung aller bis hierher bekannten Einflussfaktoren. Es ist die »halbe Miete« wenn Sie sich konkrete Termine setzen, bis zu denen Sie die eigenen Ziele erreichen wollen. Denn es macht einen großen Unterschied, ob ich sage ich möchte ein Ziel in 3 Monaten oder einem Jahr erreichen oder ob ich konkret formuliere, wie zum Beispiel: Bis zum Ende des ersten Quartal (31.03.) dieses Jahres sind mein Blog und YouTube-Kanal fertig und enthalten die geplanten Inhalte. Hilfreich ist es auch, wenn Sie in Ihrem Businessplan einen genauen Zeitplan aufnehmen. Zeichnen Sie dazu eine horizontale Zeitachse mit einem Punkt am Ende. Das linke Ende repräsentiert die Gegenwart, den Beginn, und das rechte Ende markiert einen in der Zukunft liegenden Punkt, nämlich Ihr Ziel. Und jetzt spezifizieren Sie auf dieser Zeitachse, was konkret vom Beginn bis zum Ziel ,dann genau an welchem Punkt (Termin) passieren und fertig sein soll.
WIE erreiche ich das Ziel?
Das ist die fünfte Frage, die Sie sich jetzt selbst stellen. Den Zweck haben Sie bereits durch Beantwortung der Wozu-Frage festgelegt. Jetzt geht es um das Mittel, diesen Zweck zu erreichen. Die erweiterte Wie-Frage nach einem geeigneten Mittel zur Zweckerreichung ist: Mit welchen Instrumenten, Werkzeugen und Maßnahmen will ich mein Ziel erreichen? Hierbei geht es um einen Plan, eine Reihenfolge, einen Ablauf, eine sehr konkret geplante Vorgehensweise. Unter Planung verstehe ich in erster Linie nicht die Voraussage der Zukunft, sondern die Vorbereitung auf eine ungewisse Zukunft. Die beste Möglichkeit die ich für einen konkreten Plan kennengelernt habe, ist die Methode der »Wenn-dann-Verknüpfungen«.
Wenn Ihr Was und Wann beispielsweise wie oben schon lauten würde: Bis zum Ende des ersten Quartal (31.03.) dieses Jahres sind mein Blog und YouTube-Kanal fertig und enthalten die geplanten Inhalte – dann könnten Ihre »Wenn-dann-Verknüpfungen“ in etwa heißen: Jeden Tag wenn ich ins Büro komme, setze ich mich die ersten 90 Minuten an den Computer und arbeite an den Inhalten meines Blogs und YouTube-Kanals. Das Telefon und alle andere Störfaktoren sind dabei ausgestellt. Erst WENN diese Arbeit erledigt ist, widme ich mich meinen anderen Aufgaben
WER kann mich unterstützen?
Ist die letzte Frage, die es jetzt zu beantworten gilt. Wer kann Sie supporten? Wer kann Sie unterstützen? Wer hat Vergleichbares schon geleistet? Wer bietet für mein Vorhaben wichtige Informationen an? Gibt es Seminare, Vorträge oder Coachings? Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit versuchen die Menschen, alles abzukürzen, schneller zu erfassen, preiswerter oder sogar umsonst zu erhalten. Aber wenn Unterstützung von Wert sein soll, gibt es meist nichts umsonst und auch keine Abkürzungen.
Wer beim Support spart, wird in der Regel Schwierigkeiten haben, seine Ziele zu erreichen, oft nur Mittelmaß bleiben oder muss sogar wieder aufgeben. Was oder wer auch immer hilfreich sein kann oder Sie dabei unterstützen könnte, Ihre Ideen, Ihre Wünsche oder Ihre Ziele in die Wirklichkeit zu entlassen, sollte hier auf Ihrem Zettel stehen.
Schenken Sie zudem als Unternehmer oder Selbständiger dem Thema Netzwerken besondere Aufmerksamkeit. Welche Veranstaltungen sinnvoll sind, hängt natürlich von der Branche ab. Ein erster Anlaufpunkt für alle Selbstständigen sind oft Branchenverbände, die IHK oder die monatlichen Treffen von Interessengemeinschaften, die heutzutage schon in sämtlichen deutschen Städten stattfinden. Bei einem morgendlichen Kaffee tauschen sich Freelancer, Gründer und Unternehmer aus und knüpfen Kontakte.